Marilyn Monroe, Knallige Neonfarben, die berühmte Banane von The Velvet Underground – all das sind Assoziationen, die mit der Person und dem Werk von Andy Warhol verbunden werden. Warhol ist wohl die schillerndste Figur des Pop Art und zählt zu einem der prominentesten und bedeutendsten Künstlern des zwanzigsten Jahrhunderts, dessen Wirkung bis heute noch zu spüren ist.

Andys Anfänge in der Werbebranche

1928 wird Andy Warhol, oder Andrew Warhola, wie sein bürgerlicher Name lautet, in Pennsylvania geboren. Vier Jahre studierte Andy Warhol an der Universität Pittsburgh Gebrauchsgrafik, um 1949 nach New York zu ziehen, die Stadt, in welcher er die längste Zeit seines Lebens verbrachte. Seine Anfänge machte Warhol als Werbezeichner, in dem er viele Postkarten und Reklamen gestaltete.

Bereits hier sind die Einflüsse des Pop Arts zu erkennen. In dieser Zeit entwickelte Warhol Techniken, die den später für sein Werk prägenden Siebdruck vorwegnahmen. Diese Technik wurde als Blotted-Line-Technik bekannt. Aus der Zeit der 50er stammen Werke, die viel weniger bekannt sind und dennoch den Stil späterer Arbeiten antizipieren. Auch weitere stilistische Eigenschaften, die sein Oeuvre stark prägen, finden in seinen frühen Werken Ausdruck. Explizit handelt es sich dabei um die Kombination aus Vorlagen, technischer Umsetzung des Drucks und gesellschaftlicher Funktion des Porträts, welche unter Warhols Händen neue Aufmerksamkeit erhielt. Warhols Frühwerk zeichnet sich vor allem durch Leichtigkeit aus, die sich in Formensprache und klarer Linienführung zeigt. Es lassen sich im Bezug auf Warhols Porträts klare Parallelen zu dem Spätwerk von Henri Matisse erkennen. Dabei legt Warhol jedoch schon früh ein gewisses Maß an Eleganz in seinen Werken an, die später zu seinem Starprinzip wurden und von der bei Matisse keine Spur zu sehen ist.

In die Zeit der frühen 1950er Jahre fallen Warhols erste Ausstellungen. Warhol avancierte jedoch schnell zu einem der bestbezahltesten Werbegrafiker New Yorks, der bereits 1956 eine Ausstellung im berühmten Museum of Modern Art hielt. Warhol war jedoch in den 50ern weniger als Künstler, denn viel mehr als Graphiker bekannt. So arbeitete er unter anderem für die Zeitschriften Vogue und Harper’s Bazaar. Berühmte Werke aus dieser Zeit sind zum Beispiel die Zeichnungen À la Recherche du Shoe Perdu (1955) oder In the Bottom of my Garden (1956).

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Marilyn Monroe und Campbells Suppen

Die vollständige Emanzipation als Künstler tritt mit 2 Werken ein, die Andy Warhol schlagartig zum Kunststar avancieren lassen. Die Rede ist einerseits vom berühmten Motiv Campbells Soup Cans und andererseits von der Porträtserie von Marilyn Monroe, Marilyn Diptych, beide aus dem Jahr 1962. In beiden Werken steht die serielle Produktion sowie die Verwendung von Alltagsmotiven im Vordergrund.

Pop Art kann als einflussreichste Kunstrichtung der 1950er und 1960er, vor allem in den USA und Europa, bezeichnet werden. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie ihre Motive aus der Popkultur des Alltags, der Medien und der Werbung generieren. Konsumgüter wie beispielsweise Suppendosen, Cola-Flaschen oder generell Verpackungen werden auf eine Stufe mit berühmten Kunstmotiven gestellt. Dabei wird auch auf Prominente oder Comics in der Darstellung zurückgegriffen.

Neben der Motivation, trivialen Alltagsgegenständen den Wert von Kunstobjekten zu verleihen, war ein anderer Impuls, der in den 50ern und 60ern entstehenden kapitalistischen Konsumgesellschaft einen Spiegel vorzuhalten. Technisch wird oft auf Drucktechniken, Malerei, Collagen und Installationen zurückgegriffen. Typisch für Pop Art ist dabei die grelle, knallige und intensive Farbgebung und die klare Formgebung der Werke. Dabei richtet sich Pop Art an die Masse und setzt technische Reproduzierbarkeit von Kunst, Glamour und Business voraus. Oder wie Richard Hamilton, der Gründungsvater des Pop Art, es ausdrückt: „Pop Art ist: populär, flüchtig, überflüssig, mit geringen Kosten verbunden, massenproduziert, jung, witzig, sexy, voller Tricks, glamourös und Big Business.“ Man merkt deutlich, wie dieses Zitat genau auf Warhols Werke passt – es zeigt, welchen Stellenwert Warhols Oeuvre für die Kunstrichtung des Pop Art besitzt.

Dementsprechend gelten die 1960er zurecht als Warhols Hochphase. Er beschäftigt sich in dieser jedoch mit den verschiedensten Dingen. So fängt Andy Warhol beispielsweise 1964 mit eigenen Filmarbeiten an. In die gleiche Zeit fällt auch das von Andy Warhol gestaltete Cover der Band The Velvet Underground, welches eine gedruckte Banane in einem intensiven Gelb zeigt. Warhol fungierte dabei als Produzent des ersten Studioalbums.

Von Siebdruck und Fabriken – Warhols Stil

Anfang der 1960er Jahre perfektioniert Andy Warhol auch den Siebdruck, der so prägnant mit ihm assoziiert wird. Die Grundlage dieser Siebdrucke bildeten immer Fotographien, aus denen Schablonen mit den entsprechenden Motiven hergestellt wurden. So konnte Farbe gezielt auf gewisse Stellen des Werkes aufgetragen werden, wobei andere Areale frei blieben. Durch das anschließende Auftragen verschiedener Farbschichten entstand so nach und nach ein Bild. Dabei setzte Warhol auf eine grelle bis ins Neon reichende Farbgebung.

Andy Warhols Werk ist dabei stark vom Pop Art geprägt, sowohl was Motive, Farb- und Formgebung angeht, aber auch in Verbindung zu serieller Produktion, die Warhol ebenfalls betrieb. Warhols Arbeitsplatz trug auch nicht mehr den Titel eines Ateliers, er nannte sie „Factories“. Hier sticht erneut die Verbindung zur Massenkultur hervor. Ein Aspekt dieser Factories war es, dass Kunstwerke hier massenhaft produziert werden sollten, ein weiterer, dass Warhol hier nicht nur selbst an seinen Werken arbeitete, sonder auch seine Gäste. Darüber hinaus waren die Factories auch Orte des exzessiven Drogenkonsums, in denen sich die damalige New Yorker Kunstszene traf. Warhols Kunstwerke erlangten den Status der technischen Reproduzierbarkeit, die er selbst als Stilmittel einsetzte.

Warhols Werk beeindruckt durch eine ausgesprochene Vielfalt. Es gibt Zeichnungen, Malerei und Drucke, aber auch Filme, Audioaufnahmen und Theaterstücke von ihm. Darüber hinaus leitete Warhol ein Magazin und managte eine Band. Warhols Werk war dabei immer zwischen Kunst und Kommerz angesiedelt. Kritisch betrachtet richtet sich Warhols Werk dabei an eine „Gesellschaft des Spektakels“, für die Werbung, Kommerz und Stars zentrale Bestandteile sind und die von einer Sensation zur nächsten springt. Warhols Kunst könnte dementsprechend als stumpfe Reproduktion dieses Spektakels, ohne jegliche kritische Perspektive betrachtet werden. Andererseits kann diese Reproduktion von Kunst und Kommerz auch Kritik an eben jener Gesellschaft sein, der Warhols Werke den Spiegel vorhalten. Bis heute noch wird die künstlerische Intention von Warhols Werk noch stark diskutiert. Ist es nur sture Reproduktion der „Kulturindustrie“ oder stellt es einen vielleicht sogar kritischen Kommentar dieser Kultur dar?

Die Frage kann bis heute nicht genau beantwortet werden, da Warhol sich permanent einer klaren Einordnung seines Werkes entzog. Was jedoch sicher ist, ist dass er ein weiteres Element in seine Kunst integrierte: die Prominenz.

15 Minutes of fame – Warhol als Ikone

Oft wird behauptet, dass Warhols größtes Kunstwerk Andy Warhol selbst war und dies nicht ohne Berechtigung. Warhol gilt als selbstdarstellerisch, exzentrisch und beginnt schon früh seine Stilisierung zur Ikone. Die Entscheidung für den Künstlernamen Andy Warhol zeugt bereits davon. Ab den 1960ern arbeitet Warhol an seiner Etablierung als Künstler und Prominenter. Er erschuf den Mythos Warhol, indem er sich beispielsweise Zeit seines Lebens gegen die Deutung seines Werkes verwehrte oder indem er seine Factory zur Begegnungsstädten der Celebrities machte, aber auch durch seinen stilvollen, jedoch auch exzentrischen Kleidungs- und Lebensstil. Warhol stellte sozusagen eine gewisse Form des modernen Dandys dar.

Für Warhol drehte sich das Verhältnis zur Prominenz an einem gewissen Punkt um. War er es früher gewesen, der Künstler und berühmte Persönlichkeiten anfragte, um ein Porträt von ihnen anfertigen zu dürfen, so waren es später die Prominenten, die Schlange standen, um sich von Warhol porträtieren zu lassen. In Warhols Werk finden sich daher extrem viele berühmte Persönlichkeiten der damaligen Zeit wieder, unter anderem Mick Jagger, John Lennon, Elizabeth Taylor, aber auch Staatsmänner wie Mao Ze Dong und Lenin porträtierte Andy. Warhol spielte bewusst mit seiner Prominenz und verlieh ihr einen eigenen Platz in seinem Werk, er inkorporierte also das Starprinzip in seiner Person und übernahm es auch für sein Werk.

So geht beispielsweise der Ausspruch, dass jeder Mensch in seinem Leben 15 Minuten Ruhm besitzt, auf Warhol zurück. Er war sich bewusst, dass dieser Ruhm durch ihn auf andere abfärben konnte. Dies verhalf ihm in den 1970ern zu diversen Auftragsarbeiten, brachte ihm jedoch auch den Vorwurf des Kommerz ein.

Diesem Starprinzip, dass sowohl auf den Künstler, wie auch auf seine Werke zutraf, bediente sich Warhol bewusst. Doch dieses Auftreten und Prinzip hatte für Andy Warhol auch einen hohen Preis. Ein Ereignis prägte Andy Warhols Leben dramatisch, die Rede ist vom Attentat auf Warhol 1968 durch die radikalfeministische Valerie Solanas. Warhol überlebte dieses Attentat, doch trug er Zeit seines Lebens Narben von diesem Ereignis. Darüber hinaus änderte Warhol sein Verhältnis zur Kunst, indem er sich wieder mehr auf seine Siebdruck-Arbeiten konzentrierte. Auch seine Beziehung zur Factory änderte sich, indem aus dem Szene-Treff Arbeitsplätze und Büroräume für Warhol und dessen Mitarbeiter wurden.
Zwar war Kunst für Warhol immer mit Prominenz und Konsum verbunden, jedoch tritt dieser Aspekt erst zu Ende seines Lebens wirklich in massiver Deutlichkeit hervor.

Kunst und Kommerz – Warhols Spätwerk

In den 70er Jahren geriet Warhol immer mehr unter die Kritik der Kommerzialisierung seines Werkes. So konnte man sich zum Beispiel, gegen eine Bezahlung von 25.000 US-Dollars, ein Porträt des Künstlers in dessen berüchtigtem Stil anfertigen lassen. Robert Rosenblum bezeichnete Warhol in diesem Zusammenhang als „Hofmaler der 70er“. In seiner 1969 gegründeten Zeitschrift The Interview verwendete Warhol zum Teil diese Porträts. Dies hatte den Effekt, dass die abgebildete Person natürlich von Warhols Prominenz profitierte, Warhol wiederum neue Motive und Geld erhielt.

Ab den 1970ern nahm Warhol zunehmend Auftragsarbeiten an, was ihn finanziell endgültig absicherte. 1974 eröffnet Warhol das Office seines gegründeten Unternehmens Andy Warhol Enterprise. Er arbeitete unter anderem mit namhaften Firmen wie BWM oder Absolut Wodka zu- sammen. Für erstere bemalte Warhol ein Fahrzeug, für letztere Wodka-Flaschen.

In den späten 1970ern und 1980ern arbeitete Warhol unter anderem mit Künstlern wie Joseph Beuys und Keith Haring zusammen. Warhol starb 1987 an einem Herzinfarkt nach einer Gallenblasenoperation. Doch selbst um Warhols Tod ranken sich bis heute Mythen, da Komplikationen bei einer solchen Operation nur in seltenen Fällen wirklich zum Tod führen.

Warhols Einfluss heute

Warhols Einfluss prägt noch heute das Erscheinungsbild kontemporärer Kunst, denn nicht nur Warhols Siebdruck-Technik wird oft rezipiert, auch seine Motive des Pop Art sind noch allgegenwärtig. Warhols Darstellungen sind auch im 21. Jahrhundert noch im kollektiven gesellschaftlichen Gedächtnis präsent. So präsent, dass beispielsweise Marilyn Diptych das wohl bekannteste Bild von Marilyn Monroe darstellt.

Ein weiterer Aspekt macht Warhols Kunst heute aktueller denn je, denn Warhol verarbeitet in seinen Werken auch bewusst den Bezug zu seiner eigenen Homosexualität, wobei der Künstler auch auf ein transsexuelles Auftreten bedacht war. Gerade dies ermöglicht es, heute einen neuen Blick auf Warhol zu werfen, wie es beispielsweise 2021 im Ludwig Museum in Köln geschehen ist. Hier wurde eine Sonderausstellung mit dem Thema „Andy Warhol Now“ abgehalten, die Warhol unter der Perspektive eines queeren Künstlers behandelt.

Nicht zuletzt ist Warhol auch am Nachthimmel zu sehen, denn 1999 wurde ein Asteroid nach ihm benannt. Selbst einzelne Kunstwerke Warhols bekommen heute erneut Prominenz, denn Warhol installierte in den 1970ern Zeitkapseln, die heute teilweise wieder geöffnet werden.

Dies und vieles mehr machen Andy Warhols Werk und Person aktueller denn je.

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