Kaum eine andere Münze kann auf eine so lange und wechselhafte Geschichte verweisen wie der Englische Sovereign, der heute zu den beliebtesten und bekanntesten Goldmünzen der Welt gehört. Er wird bis heute geprägt und vorrangig als Anlagemünze gehandelt, wobei er immer noch als offizielles Zahlungsmittel gilt. Erstmals 1489 unter Heinrich VII. geprägt, wurde der Sovereign während der Herrschaft der Tudor- Dynastie bis 1603 ausgegeben, bevor er durch die Unite und ab 1663 die Guinea abgelöst wurde. Nach einer Münzreform 1816 wurde der Sovereign in Großbritannien wieder als Standardmünze eingeführt.

Die Geschichte des Sovereign

Münzen sind seit jeher ein Spiegel des politischen Geschehens, geltender Machtverhältnisse und wirtschaftlicher Strukturen ihrer Zeit. Kein Herrscher ließ es sich nehmen, nach einem Machtwechsel seine Legitimation durch die Prägung einer Münze zu festigen, die durch ihre Verbreitung die gewünschte Botschaft transportierte. Heute überliefern sie uns neben Herrschernamen und Regierungszeiten unter anderem auch Informationen über den wirtschaftlichen und kulturellen Wandel der Gesellschaft. So spiegelt auch der Sovereign die wechselhafte Geschichte Großbritanniens über mehr als 300 Jahre wider.

Die Erstprägung des Englischen Sovereign

Nach seinem Sieg über Richard III. (1483-1485), mit dem auch die in England seit 30 Jahren währenden Rosenkriege ein Ende nahmen, bestieg Heinrich VII. als erster König aus dem Hause Tudor 1485 den englischen Thron. Ab 1489 ließ er daher eine Goldmünze prägen, die auf der Vorderseite den Herrscher mit Reichsapfel und Zepter in den Händen auf dem Thron und auf der Rückseite sein Schild im Zentrum einer Doppelrose zeigt, was die Vereinigung der beiden verfeindeten Häuser Lancaster und York im Hause Tudor symbolisieren sollte. Die Abbildung des Monarchen auf dem Thron gab der Münze die Bezeichnung „Sovereign“. Dieses Motiv wurde unter allen Herrschern der Tudor-Dynastie im Wesentlichen beibehalten, wobei es seit Heinrich VIII. auch Prägungen gibt, die auf der Rückseite das gekrönte Wappen, gehalten von Löwe und Greif, zeigen.

Der Wert des Sovereigns war in dieser Zeit allerdings deutlichen Schwankungen unterlegen. Während der erste Sovereign aus Feingold von ca. 23 Karat geprägt wurde und einen Wert von 20 Schilling hatte, ließ Heinrich VIII. aufgrund von extremen Schulden, Misswirtschaft und Inflation gegen Ende seiner Regentschaft immer größere Mengen minderwertiger Münzen prägen, deren Goldanteil nur noch bei knapp 20 Karat lag. Erst unter Königin Elizabeth I. erholten sich die Wirtschaft und das Münzwesen, und der Sovereign wurde wieder in seiner ursprünglichen Reinheit geprägt. Mit dem Tod Königin Elizabeth‘ I. 1603 endete die Dynastie der Tudors und mit ihr die erste Epoche des Sovereign, der zunächst durch die unter Jakob I. (1603-1625) eingeführte Unite und ab 1663 die unter Karl II. (1660-1685) ausgegebene Guinea abgelöst wurde.

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Münzreform bringt den Sovereign zurück

Als Folge der französischen Revolution (1792-1799) und den Napoleonischen Kriegen (1799-1816) geriet Großbritannien unter George III. (1760-1820) in eine massive Wirtschaftskrise. Der Krieg gegen Frankreich hatte nicht nur horrende Kosten verursacht, er führte gleichzeitig zum Erliegen des Handels zwischen Europa und den für die Handelsmacht so wichtigen Kolonialgebieten. Die Verknappung von Kupfer und Silber hatte zur Folge, dass immer weniger reguläre Münzen im Verkehr waren, doch auch das stattdessen eingeführte Papiergeld konnte die Inflation nicht stoppen.

Zur Stabilisierung der Wirtschaft und der Währung wurde schließlich 1816 eine große Münzreform durchgeführt, in deren Rahmen mit der Wiedereinführung des Sovereign als Standardmünze im Wert von 1 Pfund Sterling zu 20 Schilling und einem Gold-Feingehalt von 916,6/1000 gleichzeitig ein neuer Goldstandard festgelegt wurde, der bis zu Beginn des Ersten Weltkriegs den Geldmarkt bestimmte. Das Gewicht des Sovereign wurde auf 7,98 Gramm festgelegt, womit er nur etwa die Hälfte seines historischen Vorgängers mit stolzen 14,9 g wiegt.

Mit der Neuauflage erhielt der Sovereign auch ein neues Motiv, das von dem italienischen Graveur Benedetto Pistrucci entworfen wurde. Es griff das aktuelle Zeitgeschehen auf und zeigt Georg III. zu Ehren – dessen Profil auf der Rückseite abgebildet ist – auf der Vorderseite den bereits 1222 zum Schutzpatron Englands ernannten St. Georg als Drachentöter, was den Sieg der englischen Truppen über Frankreich symbolisieren sollte. Noch bis heute wird der Goldsovereign mit diesem Motiv geprägt.

Die Umschrift auf der Rückseite lautet GEORGIUS III. D.G. BRITANNIAR. REX F.D. (George III. König der Briten von Gottes Gnaden und Verteidiger des Glaubens), während auf der Vorderseite das Motto des Hosenbandordens, des höchsten englischen Ordens der 1348 von König Eduard III. gegründet wurde, zu lesen ist: „Honi soit qui mal y pense“ (Ein Schelm, wer Böses dabei denkt). Über 6,5 Millionen dieser Münzen wurden zwischen 1817 und 1820 in Umlauf gebracht.

Neben dem ganzen Sovereign zu 20 Schilling wurden in diesem Zeitraum auch ca. 3 Millionen Exemplare eines halben Sovereigns zu 10 Schilling mit einem Gewicht von 3,99 Gramm und einem Gold-Feingehalt von 916/1000 geprägt. Statt des Heiligen Georgs zeigt die Vorderseite des Halfsovereign ein gekröntes Wappen.

Royal Mint – Königliche Münzstätte

Geprägt wurde der Sovereign von der Royal Mint, der Königlichen Münzstätte, die zunächst im Tower von London ansässig war, bevor sie zur Umsetzung des groß angelegten Programms der Münzreform, bei der auch neue Prägetechniken zum Einsatz kamen, in ein größeres Gebäude außerhalb des Towers umzog. Nachdem man in den englischen Kolonien große Goldvorkommen gefunden hatte, wurden dort Dependancen der Royal Mint eingerichtet. So konnten die Münzen vor Ort geprägt und der teure und gefährliche Überseetransport vermieden werden. Die erste Prägestätte außerhalb Großbritanniens wurde 1854 in Sydney eröffnet, es folgten weitere in Melbourne, Perth, Ottawa, Bombay und Pretoria. Als während des ersten Weltkriegs der Goldpreis stieg und schließlich der Goldwert des Sovereign seinen Nennwert überstieg, wurde mit der Aufgabe des Goldstandards die Prägung in London 1917 zunächst eingestellt. Auch die Münzstätten in den britischen Kolonien stellten sukzessive die Produktion ein, die letzte Prägung erfolgte 1932 in Pretoria. In London wurde schließlich nach zwei kleineren Auflagen von 1925 und 1937 der Sovereign ab 1957 als Anlagemünze wieder geprägt – mit dem Bildnis einer Monarchin, die seit der Wiederaufnahme der Prägung bis heute den Thron innehat, Königin Elisabeth II.

Anlagemünze oder Sammlerstück?

Wer einen Sovereign erwerben oder veräußern möchte, sollte sich in jedem Fall an einen Fachmann wenden. Zwar liegt der Nominalwert noch immer bei 1 Pfund Sterling, der Goldwert entspricht aber dem aktuellen Goldkurs, sodass der Sovereign in jedem Fall als solide Anlagemünzen betrachtet werden kann.

Der Wert eines Sovereigns als Sammlerstück hingegen ist äußerst schwer zu bestimmen. Neben den üblichen Kriterien des Erhaltungszustands und der Auflagenzahl erschwert die lange Geschichte des Sovereigns die Wertfindung ganz erheblich. Da sind zum einen die zahlreichen kleineren und größeren Änderungen der Umschriften und der Motive, die mit dem jeweiligen Herrscher einhergingen, deren vollständige Aufzählung den Rahmen sprengen würde. Allein von Queen Victoria wurden während ihrer 64 Jahre währenden Regentschaft Münzen mit fünf verschiedenen Portraits geprägt, ebenso wie von Königin Elisabeth II., die 2022 ihr 70. Thronjubiläum feiern wird. Von ihr wurden auch zuvor schon einige Sonderprägungen herausgegeben, wie zu ihrem 95. Geburtstag.

Weitere Varianten entstanden durch die verschiedenen Prägestätten. Da sich die in London geprägten Sovereigns erkennbar von denen der Kolonialgebiete unterscheiden sollten, führte man für die dort geprägten Münzen entsprechende Münzzeichen ein: S (für Sydney), M (für Melbourne), P (Perth), C (Ottawa, Canada) SA (Pretoria, South Africa) und I (Bombay, India). Das Münzzeichen befindet sich in der Regel auf der Vorderseite, unter dem Bild des Heiligen Georgs.

Ganz unterschiedlich ist der Wert des Sovereigns auch deshalb, weil es sich vor allem bei den älteren Stücken nicht um reine Anlagemünzen handelt, sondern um Umlaufmünzen – und das über einen Zeitraum von 300 Jahren hinweg. Sovereigns der ersten Auflage zwischen 1489 und 1603 sind extrem rar und werden entsprechend hoch gehandelt, die wenigen erhaltenen Exemplare sind meist nur noch in Museen zu finden.

Bei Sovereigns ab 1816 spielt neben dem Zustand die jeweilige Auflagenzahl eine große Rolle. Auch wenn zum Beispiel zwischen 1817 und 1820 über 6,5 Millionen Münzen geprägt wurden, sind Prägungen von 1819 eine Rarität, da es nur eine geringe Auflage von 3574 Stück gab. Der Wert eines Sovereigns liegt im Allgemeinen etwas über dem Goldpreis, bei besonders raren Exemplaren wie einem Sovereign des Jahres 1841 mit dem Bildnis der jungen Königin Victoria liegt der Wert derzeit bei entsprechend gutem Erhaltungszustand um 18.000 € (Stand Oktober 2021). Besonders rar sind unter anderem auch die Jahrgänge 1828, 1831, 1839, 1874 und 1879.

Nicht zuletzt kursieren leider auch vom Sovereign zahlreiche Fälschungen, was gerade seine lange Geschichte und seine weite Verbreitung begünstigt haben. Besonders häufig wurde der Sovereign von George IV. oder der jungen Königin Victoria gefälscht. Manche Fälschungen sind leicht als solche zu identifizieren, wenn zum Beispiel Größe, Dicke oder Gewicht abweichen, Prägeorte falsch angegeben sind oder gänzlich fehlen – hier hilft ein Blick in den Münzkatalog, der vor dem Kauf einer Münze zu empfehlen ist. Bei Münzfälschungen, die mit größerer Sorgfalt hergestellt wurden, bedarf es einer genauen Prüfung unter dem Mikroskop um Abweichungen zu erkennen, und selbst dann braucht es ein geschultes Auge. Eine umfassende Materialprüfung kann letztlich nur der Fachmann durchführen.

Titelfoto: (Foto: © Björn Wylezich – stock.adobe.com)

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