Edelsteine: Der Smaragd
Wegen seiner intensiven grünen Farbgebung wird der Smaragd schon seit Jahrhunderten als Schmuckstein, Sammlerobjekt oder Wertanlage begehrt und als Heilstein besonders geschätzt. Ob ägyptische Pharaonen, indische Moguln, orientalische Herrscher, Inka oder Azteken – sie alle waren fasziniert von diesem Edelstein, der Reichtum und Macht symbolisierte. Davon zeugen bis heute einzigartige Schmuckstücke und Kunstobjekte in allen großen Museen. Häufig wird der Smaragd in einem Atemzug mit Diamant, Rubin und Saphir genannt, denen er an Wert und Schönheit in nichts nachsteht.
Wie entsteht ein Smaragd?
Der Name Smaragd wurde aus dem griechischen „smaragdos“ abgeleitet, das „grüner Stein“ bedeutet, im Altertum allerdings für zahlreiche grüne Steine verwendet wurde, die damals als Edelsteine galten oder so aussahen – was von Turmalin bis zu grünem Glas reichen konnte.
Der Smaragd gehört – wie auch der Aquamarin – zur Gruppe der Beryll-Mineralien. Natürliche Vorkommen des Edelsteins finden sich in Biotitschiefern, Schiefertonen, Kalkgestein und Pagmatiten, eher selten treten alluviale Seifen in Flüssen auf.
Seine unvergleichliche grüne Farbe, eben das typische „Smaragdgrün“, entsteht durch geringe Chromanteile oder einer Verbindung mit Vanadium und Eisen, wobei es sich bei letzteren genau genommen schon nicht mehr um Smaragde, sondern grüne Beryll-Kristalle handelt. Dies kann aber mit bloßem Auge nicht bestimmt werden. In Fachkreisen gibt es eine anhaltende Kontroverse, welche Steine als Smaragde bezeichnet werden dürfen.
Smaragd aus der Sammlung des Senckenberg-Museums (Foto: privat)
Der tiefgrüne Edelstein zeichnet sich durch eine hohe Farbbeständigkeit gegen Licht- und Hitzeeinflüssen aus und verändert seine Farbe erst ab einer Temperatur von 700-800 Grad C, wobei beim Erhitzen des Steins aufgrund von häufig auftretenden Spannungsrissen und einer natürlichen Sprödigkeit Vorsicht geboten ist. Mit einer Mohshärte von 7,5 bis 8 wird er als Edelstein klassifiziert.
In höchster Qualität ist der Smaragd vollkommen durchsichtig, ansonsten weist das Gestein Einschlüsse auf, die „Jardin“ (französisch für „Garten“) genannt werden, da sie an zarte Pflanzen in einem grünen Garten erinnern sollen. Sie wirken sich aber nicht zwingend negativ auf die Qualität und vor allem den Wert des Steins aus. So sind heute die sogenannten Trapiche-Smaragde, die eine kristalline Verwachsung in Form eines Speichenrades aufweisen und bisher ausschließlich in Kolumbien gefunden wurden, höchst begehrt.
Einschlüsse und physikalische Eigenschaften wie Dichte und Lichtbrechung unterscheiden sich je nach der Lagerstätte des Gesteins und geben Aufschluss über seine Herkunft, die darüber hinaus mit einer Sauerstoff-Isotopen-Untersuchung eindeutig bestimmt werden kann. Eine Folge dieser unterschiedlichen Eigenschaften ist, dass ein Smaragd in seinem Fundgebiet in einer gänzlich anderen Farbintensität erscheinen kann als in einer anderen Region der Erde und daher für den Handel besondere Kenntnisse über die Abbaugebiete erforderlich sind. Die Farbe des Minerals variiert von einem intensiven dunkelgrün, dass vorrangig in Kolumbien zu finden ist, über kühles blaugrün bis hin zu einem sanften gelbgrün, das typisch für brasilianische Smaragde ist.
Die Geschichte des Smaragd
Historische Quellen belegen, dass seit dem 13. Jahrhundert v. Chr. in Ägypten Smaragde abgebaut wurden und über die Seidenstraße und angrenzende Handelsruten nach Europa, in den Orient und nach Indien gelangten, wo eine große Nachfrage herrschte. Seit römischer Zeit bis ins 16. Jh. lieferte zudem eine Mine im österreichischen Habachtal – neben Norwegen die einzige Fundstätte in Europa – die begehrten Steine für den europäischen Markt. Eine Untersuchung der Krone des französischen Königs Ludwig IX (1226-1270) ergab, dass der verwendete Smaragd eindeutig aus dieser Mine stammt.
Lose geschliffene Smaragde zur Weiterverarbeitung in Schmuckstücke (Foto: © Levon – stock.adobe.com)
Schon die Inka nutzten Smaragde von besonderer Qualität für einzigartige Schmuckstücke, die sie unter anderem aus einer Mine in Muzo gewannen. Nach der Eroberung Südamerikas gelangten die Spanier im 16. Jh. in den Besitz dieser Mine und weiterer großer kolumbianischer Abbaugebiete, die gewaltige Mengen qualitativ hochwertiger Smaragde hervorbrachten. Damit bestimmte fortan Spanien den Smaragdhandel sowohl in der alten als auch der neuen Welt. Trotz der rigorosen Ausbeutung der Minen in der Kolonialzeit liefern sie bis heute Steine von höchster Qualität, deren Abbau für Kolumbien einer der größten Wirtschaftsfaktoren ist.
Erst um 1960 wurde diese Monopolstellung durch Funde in Sambia und Brasilien gebrochen, die den Weltmarkt bis heute maßgeblich mitbestimmen. Weitere bedeutende Smaragd-Vorkommen liegen in Simbabwe, Madagaskar, Afghanistan, Äthiopien, Pakistan, Russland, USA und Australien.
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Imitationen und Fälschungen
Edelsteine haben mit ihren intensiven Farben, beeindruckender Klarheit und funkelndem Feuer schon immer eine große Faszination auf den Menschen ausgeübt und erlangten so ganz besonderen Wert. Aufgrund der großen Nachfrage und der hohen Summen, die für Edelsteine guter Qualität gezahlt werden, findet man im Handel auch zahlreiche Fälschungen. Diese reichen von durchaus legalen und kennzeichnungspflichtigen Behandlungen, die Farbe oder Festigkeit verändern, bis zu synthetisch hergestellten Imitaten. Dabei sind gute Imitationen nicht mit bloßem Auge von echten Steinen zu unterscheiden.
Ein übliches Behandlungsverfahren ist beim Smaragd die Füllung von Rissen mit Ölen oder Harzen, so dass diese nicht oder kaum mehr sichtbar sind. Da dieses Verfahren aber nicht von Dauer ist, können die Risse nach einiger Zeit wieder sichtbar werden. Durch die Verwendung von Kunstharzen, wie Epoxidharz, oder Glasschmelze, die auch zur Herstellung synthetischer Edelsteine verwendet wird, kann ein dauerhafterer Effekt erzielt werden, diese Behandlung ist aber deklarationspflichtig und kann den Preis eines Steines deutlich mindern. Mit dieser Methode können auch Farbpigmente in den Stein eingebracht werden, die aus einem farblosen oder nur schwach grünen Beryll einen tiefgrünen Smaragd entstehen lassen.
Erste künstliche Smaragde für den Handel wurden über das Flussmittelverfahren ab 1935 von der IG Farben in Frankfurt am Main hergestellt und unter dem Namen Igmerald vertrieben. Seit 1960 können synthetische Smaragde auch im Hydrothermalverfahren hergestellt werden, das ein deutlich schnelleres Wachstum des künstlichen Steins ermöglicht. Neuere Methoden ermöglichen auch, einen echten, aber blassen Beryll mit einer synthetischen Schicht in intensivem Smaragdgrün überwachsen zu lassen.
Heute findet man zahlreiche Imitationen im Handel, die zum Teil irreführende Namen tragen, wie Afrika-, Südafrika-, Sibirischer oder Indischer Smaragd, um nur ein paar zu nennen. Dabei handelt es sich nicht um Namen, die sich auf die Herkunft oder das Abbaugebiet und damit auf die besondere Qualität eines Steins beziehen, sondern um Imitationen aus Glas, Turmalin, Fluorid oder Quarz. Unter dem Mikroskop lassen sich diese Fälschungen von einem Fachmann aber gut erkennen, da die für den Smaragd typischen Einschlüsse bisher nicht künstlich erzeugt werden können.
Wie pflegt man einen Smaragd?
Aufgrund seiner Härte ist der Smaragd relativ gut vor Beschädigungen und Kratzern geschützt und eignet sich deshalb hervorragend für die Verwendung als Schmuckstein, wobei seine Spröde eine
große Kunstfertigkeit bei der Verarbeitung erfordert. Der richtige Schliff sorgt für die Brillanz und das Feuer, kann den Edelstein aber auch seidig und warm erscheinen lassen. Besonders hervorgehoben wird seine intensive Farbe durch den typischen rechteckigen Facettenschliff, dem er seinen Namen gab: dem Smaragdschliff. Heute sind aber auch andere Formen wie der Tropfen-, Oval-, Rund- oder Marquiseschliff sehr beliebt. Trübe Smaragde werden dagegen eher im facettenlosen Cabochonschliff geformt und poliert. Die häufig vorkommenden Einschlüsse beeinträchtigen bei einem guten Schliff nicht den Wert, sondern heben stattdessen die Individualität des jeweiligen Steins hervor.
Smaragde in Ringen sind beliebte Schmuckstücke (Foto: © Inaki – stock.adobe.com)
Wer einen hochkarätigen Smaragd besitzt, der sollte bei der Pflege des kostbaren Edelsteins sehr behutsam vorgehen. Von einer Reinigung unter Hitze, Dampf oder mittels Ultraschall sollte man gänzlich absehen, dies könnte die Oberfläche nachhaltig schädigen. Das gleiche gilt für die Verwendung von Seifen oder Reinigungsmitteln. Vorsichtiges Polieren mit einem weichen Tuch und eine gelegentliche Nachbehandlung mit Öl können den Glanz und die Farbe hingegen wieder erstrahlen lassen.
Eigenschaften von Smaragden
Bereits Hildegard von Bingen (1098 – 1179), die sich als Heilkundige einen großen Namen gemacht hat, setzte auf die besondere Heilkraft des Smaragds. Noch heute verwendet man in der chinesischen Medizin Smaragdpulver, dem heilende Wirkung bei Vergiftungen, Koliken, Bluthochdruck, Magen- und Darmbeschwerden und vielen weiteren Krankheiten zugeschrieben wird. Augeninfektionen sollen mit einem Bad in Smaragdwasser gelindert werden, als Getränk wird es bei Gicht und Rheuma eingesetzt.
Der Smaragd wirkt beruhigend, stärkt Herz und Psyche und stützt seinen Träger in Sinn- und Lebenskrisen. Depressive Stimmungen hilft er zu überwinden, da er für Stabilität sorgt, Hoffnung und schöpferische Energie zurückkehren lässt und mit Klarheit und Weitblick bei der Entscheidungsfindung unterstützt. Er schärft den Blick für Schönheit, Harmonie und Gerechtigkeit.
Sonnenlicht verstärkt die Kraft des Steines, der – wenn er am Körper getragen wird – Sonne auch in das Herz zurückbringt und Kraft und Lebensfreude aufblühen lässt, weshalb der Smaragd auch der Stein der Mai-Geborenen ist.
In der Liebe stärkt der Smaragd die Harmonie, Zufriedenheit und Glückseligkeit und entfacht neue Leidenschaft. Damit ist er ein hervorragendes Geschenk zum 20. und 35. Hochzeitstag.
Berühmte Smaragde
Eines der bekanntesten Objekte aus Smaragd befindet sich in der Wiener Schatzkammer. Das Salbgefäß wurde 1641 von Kaiser Ferdinand III. (1637-1657) bei Dionisio Miseroni, einem berühmten Steinschneider, in Auftrag gegeben. Innerhalb von zwei Jahren fertigte er aus einem kolumbianischen Kristall ein Kunstwerk, dass mit einer Höhe von 10,9 cm, einer Breite von 8,5 cm und einem Gewicht von 2680 Karat das bisher größte bekannte Smaragdobjekt ist. Miseroni erhielt dafür ein stattliches Honorar von 12.000 Gulden, der Großherzog von Florenz, Ferdinand II. (1628-1670), soll später sogar ganze drei Tonnen Gold dafür geboten haben.
Noch älter ist die sagenumwobene „Krone der Anden“, eine aus purem Gold gefertigte und mit über 450 Smaragden besetzte Krone, deren größter Stein aus dem Besitz des Inkakönigs Atahualpa (1497- 1533) stammen soll und den spanischen Eroberern in die Hände viel. Sie krönte einst die Marienstatue in Popayán und ist heute im Metropolitan Museum of Art in New York zu sehen, das sie 2015 für angeblich 2,5 Millionen US-Dollar erwarb
Goldene, mit Smaragden besetzte „Krone der Anden“
Ein ganz besonderes Stück ist der sogenannte „Mogul-Smaragd“, eine kunstvoll geschnitzte, rechteckige Tafel von etwa 10 cm Höhe, die aufgrund einer Inschrift in das Jahr 1695 n. Chr. datiert werden kann. Der 217 Karat schwere Kristall stammt ursprünglich aus Kolumbien und gelangte vermutlich über die Seidenstraße nach Indien. Während auf der Vorderseite ein schiitischer Gebetstext in den Stein geschnitten wurde, ist die Rückseite mit für den Islam typischen floralen Mustern verziert. 2001 wurde der Smaragd vom Londoner Auktionshaus Christie für 1,5 Millionen Pfund an einen anonymen Bieter verkauft.
Die bisher größte Kristallstufe, der Bahia-Smaragd, wurde 2001 in einer brasilianischen Mine gefunden. Es handelt sich um neun im Muttergestein eingeschlossene Kristalle mit einem Gesamtgewicht von 381 kg, wobei das Reingewicht der Kristalle auf nur etwa ein Zehntel davon geschätzt wird. Seit Jahren wird ein Rechtsstreit zwischen Brasilien und drei amerikanischen Diamantenhändlern um die Eigentumsverhältnisse geführt. Bis zur endgültigen Klärung bleibt der Stein unter Verschluss und über seinen tatsächlichen Wert können nur Vermutungen angestellt werden.
Der mit 6,8 Kg und 34000 Karat größte in einer Flussseife gefundene Smaragd stammt aus Madagaskar. Er wurde der Öffentlichkeit zuletzt 2012 auf der Inhorgenta in München präsentiert und beeindruckte nicht nur durch seine Größe von 15 x 14,5 cm, sondern auch durch einen besonders hohen Reinheitsgrad.
Wieviel ist ein Smaragd wert?
Der Smaragd gehört neben Rubin, Saphir und Diamant zu den bekanntesten und beliebtesten Edelsteinen und steht diesen auch an Wert in nichts nach. Wie bei allen Edelsteinen bemisst dieser sich anhand des Vorkommens, der Farbintensität, Größe und Gewicht, seiner Reinheit und seinem Feuer, das nur mit dem passenden Schliff voll zur Geltung kommen kann. Smaragde mit vollkommener Klarheit kommen immer seltener vor und sind daher besonders wertvoll, die hochwertigsten Steine stammen aus Kolumbien und Sambia.
Je nach Herkunft und Qualität reicht die Handelsspanne für Solitäre derzeit von 100 Euro bis 25.000 Euro pro Karat. Aber auch als Schmuck verarbeitete, hochwertige Smaragde sind eine gute Wertanlage. Der 2017 auf einer Auktion von Sotheby’s versteigerte „Stotesbury Emerald“, ein aus Kolumbien stammender Smaragd mit einer bis an den Beginn des 20. Jahrhunderts zurückreichenden Geschichte, der zuletzt als Ring mit 34,4 Karat gefasst veräußert wurde, erzielte stolze 996.500 US- Dollar.
Titelfoto: (Foto: © AnnaPa – stock.adobe.com)
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