Gustave Courbet war ein französischer Maler des Realismus, der im 19. Jahrhundert lebte. Seine bekanntesten Werke sind wohl das Selbstporträt “Der Verzweifelte” (1843-1845), “Die Begegnung” (1854) und das erotische Gemälde “Der Ursprung der Welt” (1866).

Kindheit und Ausbildung

Gustave Courbet wäre in diesem Jahr 200 Jahre alt geworden. Er wurde am 10. Juni 1819 als Jean Désiré Gustave Courbet im ostfranzösischen Ornans geboren. Seine Eltern waren wohlhabende Bauern, die über einen beträchtlichen Großgrundbesitz verfügten. 

1833, im Alter von 14 Jahren, erhielt er erstmals Kunstunterricht bei Claude-Antoine Beau. Seine Eltern wünschten sich für ihn jedoch eine Laufbahn als Rechtsanwalt, weshalb Courbet ab 1840 ein Studium der Rechtswissenschaft in Paris aufnahm. Seine Leidenschaft galt allerdings schon damals dem Zeichnen, sodass er diesem all seine Zeit widmete. Auf der Suche nach einem eigenen Stil kopierte er zunächst spanische, holländische und französische Meister. 

Erste Werke und Erfolge

Im Jahre 1841 entstanden erstmals Selbstbildnisse, die zum Teil auch im Pariser Salon ausgestellt und von der Kritik gefeiert wurden. Das Gemälde „Nach dem Essen in Ornans“ zeichnete man 1849 sogar mit einer goldenen Medaille aus und der Staat erwarb es. Weitere wichtige Werke dieser Zeit sind “Die Steinklopfer” und “Ein Begräbnis in Ornans”. Die durchaus umstrittenen und skandalträchtigen Gemälde Courbets brachten ihm aufgrund des realistischen und schonungslosen Stils den Spitznamen „Maler des Hässlichen“ ein.

Das Werk “Die Begegnung” (oder: “Bonjour Monsieur Courbet”) aus dem Jahre 1854 stellt Courbet vor seinem Förderer Alfred Bruyas und dessen Diener im Großformat dar. Der Maler porträtiert sich darin als Reisender, vor dem selbst der reiche Bruyas seinen Hut zieht und der als einziger auf dem Gemälde einen Schatten wirft. Damit schwang sich Courbet zu einer monumentalen Figur auf und erklärte sich für dem Adel ebenbürtig. Diesen Aufsehen erregenden Akt unterstrich Gustave Courbet mit einer legendären Aussage: Sobald er nicht länger kontrovers wäre, habe sein Schaffen auch keine Bedeutung mehr.

Auf der Pariser Weltausstellung 1855 wurden zwar elf seiner Werke gezeigt, doch das reichte dem ambitionierten Maler nicht. In seinem parallel aufgebauten “Pavillon des Realismus” stellte er weitere 40 seiner Gemälde aus, da zuvor drei seiner für die Ausstellung eingereichten Gemälde abgelehnt worden waren. Diese eigens organisierte Veranstaltung war sowohl aufgrund ihres kritischen Gehaltes als auch dank des kunsthistorischen Wertes bedeutsam. Befreundete Künstler wie Eugène Delacroix wurden durch den Besuch des „Pavillon des Realismus“ tief geprägt.

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Courbets Landschaftsmalerei

Der Fokus des französischen Malers begann sich von Figurenbildern auf Landschaftsmalereien zu verschieben. Vor allem rauschende Quellen, dunkle Wälder und felsige Landstriche hatten es ihm nun angetan. Diese malte Courbet mit offenem Pinselstrich beziehungsweise dem Palettmesser. Auf diese Weise gelang es ihm, mehrere Farbschichten übereinander zu türmen, Elemente zu tupfen und bereits erste Andeutungen des Impressionismus zu offenbaren.

Die meisten dieser Werke stellte er in der Frontalperspektive dar, der Betrachter sollte sich wie ein stiller Beobachter einer paradiesischen Momentaufnahme fühlen.

Auch seine Leidenschaft für die Jagd kam in vielen Werken zum Ausdruck, zumal diese nicht selten mit Rehen versehen wurden. 

Eine stärkere Abkehr von der Romantik markierten Courbets Seestücke, die sich einer reduzierten Farbpalette bedienten und mit denen er bisweilen in nur drei Farben dunkle Szenen mit eindrucksvollen Lichtstimmungen erschuf.

Was genau Courbet mit diesen minimalistischen Landschaftsbildern ausdrücken wollte, ist kunsthistorisch umstritten. Manch einer glaubt, in den geheimnisvollen Gemälden eine politische Symbolik erkennen zu können. Gustave Courbet war zu dieser Zeit durchaus politisch aktiv und beteiligte sich sogar an der Pariser Kommune. Zumindest aber ist belegt, dass Courbet sich als anti-akademischer, anti-religiöser und anti-antikischer Künstler sah und dies auch in seinem Werk abzubilden versuchte.
Seine Motivwahl macht deutlich, wie unzähmbar und zugleich unberührt die Natur sein kann. Dabei gefiel Courbet vor allem die Rohheit der Landschaft, die er durchaus romantisch angehaucht, aber ohne subjektive Ausschmückungen malte.

Überhaupt legte er Wert darauf, sich von anderen Landschaftsmalern seiner Zeit abzuheben. So lag sein Fokus stets auf Licht, Wetter und Wolken als auf einer künstlerischen Erzählung.
Auch der Mensch beziehungsweise der Mann nimmt in seinen landschaftlichen Werken eine untergeordnete Rolle ein und verschmilzt mit dem Hintergrund.
Frauen aber malte er präsenter, gleichzeitig nackt und in hellen, scharfen Konturen. Immer mehr ging die Darstellung der Landschaft mit einer unterschwelligen Erotik einher. 

“Der Ursprung der Welt” (1866)

Dieses Merkmal prägte auch sein wohl umstrittenstes Werk, L´Origine du monde (Der Ursprung der Welt, 1866): Hier tritt die Frau gänzlich in den Vordergrund, in einer erotischen Inszenierung, die ihren Unterleib ungeschönt und natürlich abbildet. Experten sehen darin eine Parallele zu seiner Darstellung der Grotte der Loue-Quelle. Umstritten ist, was genau Courbet mit dem Gemälde ausdrücken wollte. Manche sehen in ihm eine bloße Auftragsarbeit, angefertigt für den Kahlil-Bey, den türkischen Botschafter am Hof von St. Petersburg und Sammler erotischer Kunst.

Eines ist aber sicher: Der bewusst gewählte Bildausschnitt provozierte und schreckte moralische Ordnungshüter der Zeit ab, sodass Courbet der Auftrag natürlich besonders entgegenkam und er die Eindeutigkeit des Bildes umso mehr zelebrieren konnte. Er bediente sich einer bernsteinfarbenen Palette, um einen bloßen pornografischen Charakter des Bildes zu vermeiden und es vielmehr erotisch wirken zu lassen. Gleichzeitig nimmt er künstlerisch aber kein Blatt vor den Mund: Keine künstlerischen Schnörkel, kein historischer Kunstgriff verleugnet die Offenheit und Direktheit des Gemäldes.

Die Wirkung von “Der Ursprung der Welt” sollte zudem weit über sein Leben hinausgehen. Es wurde aufgrund seiner expliziten Gestaltung mit einer Abdeckung versehen und bis zum Jahre 1995 versteckt, bis das Musée d’Orsa das Gemälde erwarb.

Die Französische Revolution und Courbets letzte Jahre

Im Zuge der revolutionären Stimmung im Frankreich der 1860er-Jahre wurden zahlreiche Freunde Courbets entweder verhaftet oder ins Exil gezwungen. Der Maler selbst entschloss sich zu ausgedehnten Reisen, die ihn unter anderem nach Frankfurt verschlugen. Hier erhielt er ein eigenes Atelier, das den Grundstein für eine langjährige Berühmtheit in der Stadt am Main legen sollte. 

Coubet feierte nun auch internationale Erfolge und wurde unter anderem in Deutschland, Belgien und England mit Preisen ausgezeichnet.
Im Jahre 1870 hatte er schließlich den Gipfel seines Schaffens erreicht, sowohl in künstlerischer als auch politischer Hinsicht. Er wurde zum Pariser Stadtrat und dem Präsidenten der Republikanischen Kunstkommission gewählt. In seiner Funktion als Mitglied der sogenannten Archiv-Kommission kümmerte er sich um die Verwahrung und Erhaltung Pariser Kunstwerke und Denkmäler. Aus dieser Zeit stammen Werke wie “Die Woge”, “Äpfel und Granatäpfel” oder “Granatäpfel”.

Am 16. Mai 1871 wurde die Siegessäule Colonne Vendôme in Paris abgebaut. Diese Zerstörung wurde Courbet zugeschrieben, da er sich als Mitglied der Kommune für eine Versetzung der Säule stark gemacht hatte. Zur Strafe wurde Courbet zu einer sechsmonatigen Haftstrafe im Gefängnis von Sainte-Pélagie in Paris verurteilt. Die neue französische Regierung verlangte im Mai 1973 Schadenersatz für die zerstörte Siegessäule in Höhe von 335.000 Francs. Da Courbet diesen Preis nicht aufbringen konnte, floh er in die Schweiz. Sein Besitz wurde beschlagnahmt und der Maler selbst überwacht.

Im Schweizer Exil versiegte Courbets Schaffensdrang fast vollständig, stattdessen verfiel er dem Alkohol. Am 31. Dezember 1877 starb Gustave Courbet in La Tour-de-Peilz an den Folgen einer Herzinsuffizienz und Wassersucht. 1977, einhundert Jahre später, überführte man seinen Leichnam in seinen Geburtsort Ornans.

“Vater des Realismus”: Courbets Bedeutung in der Kunsthistorie

Courbet blieb seiner ländlichen Herkunft auch künstlerisch stets treu. Er strebte danach, die sichtbare Wirklichkeit so naturgemäß wie möglich wiederzugeben. Seine realistische Kunst sah er als Ausdruck und Behauptung seiner Persönlichkeit gegen die Tradition der Akademie, die realistische Bilder als bloßes Abmalen ohne tiefen künstlerischen Wert verspottete.

Courbet hingegen bezeichnete sein Schaffen als Verneinung des Ideals, eine autonome Befreiung des Individuums von allen Institutionen, Traditionen und Dogmen. Der sozialistisch geprägte Maler war sich seiner Vorreiterrolle stets bewusst und strebte danach, durch seine Werke die Demokratie zu verwirklichen. Das Werk “Die Steinklopfer” beispielsweise stellte Armut und Anstrengung in einer derart schonungslosen Weise dar, dass Gustave Courbet gar eine Verherrlichung der Arbeiterklasse vorgeworfen wurde. Schon die bloße Darstellung der Arbeiter stellte einen Affront dar, wurde ihnen dieses Recht der Repräsentation doch abgesprochen. Auch das verhalf Courbet zu seinem Spitznamen als „Maler des Hässlichen“.

Gerade diesen Schockeffekt hatte er allerdings einkalkuliert, um mit Konventionen brechen zu können und eine Wende herbeizuführen. 

Durch seine Ausstellungen etablierte er das Verständnis des Realismus als ungeschönte Wiedergabe der Wirklichkeit, frei von Subjektivität und Abstraktion. Er versucht, eine bestehende Sache so vollständig es geht auszudrücken, erschafft diese Sache aber niemals selbst.

Diese Vordenkerrolle und seine richtungsweisenden Gemälde brachten ihm den Namen ein, unter dem er auch heute noch bekannt ist: Gustave Courbet gilt als der Vater des Realismus.

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