Als der Erste Weltkrieg am 28. Juli 1914 nach der Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Franz Ferdinand ausbrach, herrschte in ganz Europa eine euphorische Stimmung. Schnell wurden alle Großmächte Europas in den Konflikt hineingezogen, der von vielen als überfällig bezeichnet wurde. Besonders im Deutschen Reich und in Großbritannien war die Zuversicht groß und der eigene Sieg war für viele Menschen das einzig mögliche Kriegsende.

Noch vor Weihnachten sollte der Krieg entschieden sein, sodass die Soldaten das Fest mit ihren Familien verbringen konnten. Als der 24. Dezember 1914 gekommen war, war der Krieg aber noch in vollem Gange, und sollte noch vier weitere Jahre andauern. Tod, Elend und Verderben hatte die neue Art der Kriegsführung gebracht. Doch in der Nacht des 24. Dezember ereignete sich inmitten des Gemetzels der Gräben eine so humane Geste, dass sie noch bis heute in den Geschichtsbüchern zu finden ist. Die Rede ist vom Weihnachtsfrieden von 1914.

Das „Pulverfass Europa“

Seit dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870 standen sich die europäischen Großmächte nicht mehr auf dem Schlachtfeld gegenüber und seit dem Niedergang Napoleons waren die europäischen Großmächte nicht mehr in einen europaweiten Konflikt verstrickt gewesen. In der Zwischenzeit bauten die europäischen Nationen ihre Kolonialreiche aus. Prinzipiell ganz Afrika wurde zwischen diesen Nationen aufgeteilt und es entwickelte sich ein Wettrennen, um so viel Land wie möglich zu besetzen, ehe es eine andere Nation tat.

Vor allem das Deutsche Reich und Italien fühlten sich 1890, nachdem fast alle kolonialisierbaren Gebiete besetzt wurden, unzufrieden. So kam es zu steigenden Spannungen zwischen den europäischen Großmächten. Andere Ereignisse wie die Balkan-Krise oder die zweite Marokko-Krise ließen diese Spannungen weiter steigen, bis sie schließlich mit der Ermordung Franz Ferdinands an die Oberfläche stiegen. Durch das komplizierte Bündnissystem, dass sich in Europa während den vergangenen Jahrzehnten etabliert hatte, wurde jede Großmacht des Kontinents in den Konflikt gezogen.

Auf der Seite der Mittelmächte hatten sich Österreich-Ungarn, das Deutsche Reich, das Osmanische Reich und Bulgarien verbündet. Auf der Seite der Entente waren Großbritannien, Frankreich, Russland und später die Vereinigten Staaten wichtige Bündnispartner. Nachdem Italien zunächst über den Dreibund mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn verbündet war, erfolgte dennoch 1915 der Kriegseintritt auf Seiten der Entente.

Eine neue Art der Kriegsführung

Von jubelnden Massen wurden die Kriegserklärungen in großen Städten wie Berlin, London oder Paris empfangen. Vor allem die Unterschicht und Arbeiter standen dem Krieg aber in allen Ländern von Anfang an negativ gegenüber, wurden jedoch trotzdem per Konskription eingezogen.

Schnell wurde sowohl den Generälen als auch den einfachen Fußsoldaten klar, dass dieser Krieg so werden sollte wie kein anderer europäischer Konflikt zuvor. Romantische Erzählungen von Kavallerieattacken und mutigen Sturmangriffen wurden aus alten Kriegen erzählt, doch diese Art von Kriegsführung sollte es während des Ersten Weltkriegs kaum geben. Stattdessen wurde um jeden Meter Land erbittert gekämpft. Besonders an der Westfront, wo sich die deutschen und britisch-französischen Truppen gegenüberstanden, bewegten sich die Frontlinien kaum. Das Wort „Stellungskrieg“ wurde erfunden, um diese Art der Kriegsführung zu beschreiben.