Leitfaden: Wie investiert man richtig in Gold & Silber?
von David Suppes am 04.Sep 2020
Immer wieder begegnen uns wirtschaftliche Krisen in der Geschichte, die weitreichende Einschnitte in das eigene Vermögen haben können. Gold und Silber können im Gegensatz zu den gegenwärtigen Währungen nicht beliebig vermehrt werden, da sie natürliche Ressourcen unseres Planeten sind, und sind unter anderem deshalb seit Jahrhunderten wertbeständig. Der Mensch nutzt Gold seit mehreren tausend Jahren als Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel. Dies ist auch einer der Gründe, warum die Zentralbanken der Welt tausende Tonnen Gold als Währungsreserve einlagern.
Ein weiteres unverzichtbares Metall ist das Silber. Silber kann als Zahlungsmittel eingesetzt werden und ist in vielen industriellen Bereichen ein wichtiger, nicht substituierbarer Rohstoff. Silber bietet die Grundlage zur Herstellung vieler elektrischer Geräte wie zum Beispiel Computer, Smartphones und Stromkabel. Aber auch in der Autoindustrie ist es ein wichtiger Rohstoff zur Fertigung von Motoren und Schaltsystemen.
Die bekannten abbaubaren Silbervorkommen reichen aktuell nach Expertenmeinungen noch circa 25 Jahre. Mit zunehmender Verknappung des Rohstoffs wird der Preis für Silber prospektiv steigen und an Wert gewinnen. Aktuell gibt es weltweit nur sechs große Förderländer mit ergiebigen Silberminen. Die Größten liegen in Chile, Peru und Mexiko, sowie in Australien und China. In Europa gibt es nur in Polen und Teilen Russlands nennenswerte Silber-Lagerstätten.
Positive Aspekte von Gold im Portfolio
Die Intensität von Gold als Depotbeimischung zur Risikostreuung ergibt sich aus dem individuellen Verhältnis der folgenden fünf Schlüsselaspekte:
1. WECHSELWIRKUNG
Die Goldpreise neigen in der Regel dazu, sich reziprok (entgegengesetzt) andere Wertanlagen zu entwickeln, wobei das Ausmaß von drastischen Verlusten bei anderen Vermögenswerten eher stattfindet und von Gold im Depot gedämpft wird. Das heißt, ein größerer Wertverlust des Goldes wird nicht stattfinden.
2. POSITIVE ASYMMETRIE
Im Unterschied zum Aktienhandel an der Börse steigen die Goldpreise in der Regel schneller als sie fallen. Dieser Aspekt – gepaart mit der extrem schwachen Korrelation – sorgte dafür, dass früher Gold effektiv die Gesamtauswirkung von starken Verlusten auf andere Vermögenswerte des Portfolios massiv dämpfte.
3. LIQUIDITÄT
Physisches Gold ist weltweit eine der am häufigsten gehandelten Anlagen. Wäre Gold eine aktuelle Währung, so würde es als die viertgrößte Währung auf dem Devisenmarkt agieren. Das Edelmetall wird global gehandelt, von Amerika bis Asien. Dies bedeutet, dass es auf den internationalen Märkten Montags bis Freitags gehandelt wird. Manche Online-Börsen bieten sogar am Wochenende einen Non-Stop-Handel rund um die Uhr an.
Anlagemünzen aus Gold und Silber (Foto: © jan_S – stock.adobe.com)
4. WELTWEITE NACHFRAGE
Gold beinhaltet weltweit überaus facettenreiche Nutzungseigenschaften. Von Zentralbanken, die ihr Golddepot erweitern, über Elektro- und Schmuckhersteller bis hin zu Privatanlegern wird Gold gekauft und gehandelt. Nicht zu vergessen sind feierliche Anlässe wie Hochzeiten und Festlichkeiten zum Beispiel Weihnachten, wodurch auch hier die Nachfrage nach Gold weiter steigt.
5. KEIN INFLATIONSRISIKO
Zwar wird der Goldpreis in US-Dollar angegeben. Der Goldwert ist jedoch nicht abhängig von der US-Währung. Als Sachanlage besitzt Gold in allen Währungen Wert und kann in vielen Währungen verkauft werden. Somit ist Gold in Inflations- und Währungskrisen eine sichere Wertanlage.
Anlageformen und Lagerung
Grundsätzlich lassen sich zwei Anlagearten unterscheiden. Zum einen die spekulative Anlage, bei der auf eine entsprechende Kursentwicklung (Long oder Short) gesetzt wird und zum anderen die sicherheitsbedachte Anlage (physisches Gold und Silber), die als Absicherung gegen Finanzkrisen oder einen Crash des Papiergeldes gesehen wird.
MÜNZEN UND BARREN (PHYSISCHES GOLD)
Die Anlage in Barren oder Münzen gilt als relativ sicher, birgt aber dennoch ein gewisses Risiko beim Kauf beziehungsweise Verkauf und bei der Lagerung. Denn je kleiner die Stückelung ist, desto höher ist meist auch die Differenz zwischen An- und Verkaufspreis. Des Weiteren sollte physisches Gold in einem Tresor oder Bankschließfach entsprechend sicher gelagert werden. Außerdem wirft die Anlage in physischem Gold keine Rendite ab. Aus diesem Grund ist die Anlage in Barren oder Münzen eher als langfristiges, konservatives und krisenfestes Investment zu verstehen.
Gold und Silberbarren (Foto: © Jeffrey Daly – stock.adobe.com)
Obacht ist bei Lagerung der Münzen oder Barren gegeben, denn hier können zusätzliche Kosten anfallen. Ein Schließfach bei einer Bank kostet Gebühren. Diese variieren je nach Institut. Kleine Schließfächer kosten bei den Banken mindestens 50€ im Jahr. Sollte man sich für einen Tresor entscheiden, sollte dieser versichert sein. Die Kosten sollten bereits bei der Anschaffung der Edelmetalle mit einkalkuliert werden. Manche Händler bieten vor Ort als Service eine Lagerung in einem Institutssafe an. Allerdings ist dieser Service meist im Kaufpreis des Goldes mit verrechnet.
FONDS/ETFS/ETCS/MINENAKTIEN
Fonds oder ETFs gibt es unter anderem auch für Goldinvestments, und dies in zahlreichen Varianten. Von der direkten Abbildung des Goldpreises, über Investments in Goldexplorer, Abbaufirmen oder Gold- oder Silberwerke ist hier eine Beteiligung je nach individuellem Wunsch möglich. Eine positive Kursentwicklung anteiliger Unternehmen kann die Wertentwicklung der Anlage maßgeblich entscheiden.
AKTIEN
Bei Einzelinvestments in diverse Aktien unterliegen diese oft massiven Kursschwankungen. Daher ist diese Anlageform am risikoreichsten. Hinzu kommt, dass die meisten Rohstoffwerte in Fremdwährungen wie zum Beispiel US-Dollar gehandelt werden, was zu zusätzlichen Währungsschwankungen führen kann. Sollte jedoch ein Gold-Explorer den Fund eines neuen, aussichtsreichen Gold- oder Silbervorkommen bestätigen, winken satte Kursgewinne binnen kürzester Zeit. Die Vorteile dieser Aktien sind, das sie als Krisenabsicherung und gut zur Diversifikation geeignet sind. Die Nachteile bemessen sich jedoch an dem Kursrisiko und an der Nichtverzinsung der Anlage. Des Weiteren ist die Lagerung aufwändig und teils mit hohen Kosten verbunden.
TRESORGOLD
Eine weitere Goldinvestition ist das sogenannte Tresorgold. Hierbei wird physisches Gold erworben, welches jedoch nicht privat oder in einem Bankschließfach gelagert wird, sondern in Hochsicherheitstresoren des entsprechenden Instituts. Der Besitzer hat jedoch keinen direkten Zugriff (vor allem in Krisenzeiten) auf das Edelmetall, da die Lagerung äußerst komplex ist und die Ausgabe erst beantragt und genehmigt werden muss. Oft ist das mit zusätzlichen Kosten verbunden.
Tresorgold (Foto: © tiero – stock.adobe.com)
Wieviel Gold & Silber gehört ins eigene Portfolio?
Immer wieder begegnen uns sehr viele Unsicherheiten auf den globalen Märkten. Als Privatanleger fährt man mit konventionellen Anlagen nicht schlecht, wenn der Anteil der Edelmetalle circa 35 bis 55 Prozent der verfügbaren Anlagen beträgt. Empfehlungen bei diversen Edelmetallinvestments sind im Verhältnis: zwei zu drei zugunsten von Silber. Also ein Drittel Gold und ungefähr zwei Drittel Silber.
Der Hintergrund ist, dass Gold als Krisenwährung an erster Stelle steht. Des Weiteren hat Gold eine sehr hohe Wertdichte, sodass man auch große Mengen adäquat lagern kann. Silber ist hierzu ein sehr knapper Rohstoff und in vielen industriellen Sektoren unverzichtbar. Deshalb verspricht Silber prospektiv eine höhere Wertsteigerung. Viele Experten gehen sogar davon aus, dass es langfristig betrachtet zu einem Silberboom kommen wird. Die wichtigsten Gründe dafür sind, dass es nur noch relativ geringe Silberreserven auf der Welt gibt und der Silbermarkt relativ klein ist. Zudem steigt die Nachfrage der industriellen Nutzung vor allem in der Medizin, Chipindustrie, Solaranlagen und Elektronik. Im privaten Bereich werden Silberschmuck und silberne Gegenstände zunehmend beliebter. Für die Absicherung vor Krisen, wie zum Beispiel Pandemien, einer Hyperinflation oder dem Zusammenbruch des Politik- bzw. Finanzsystems, sind beide Edelmetalle unverzichtbar. Beim dem aktuellen Preisgefüge kann man leicht einen größeren Betrag für 30.000 Euro in Form von Goldmünzen oder Goldbarren bei sich tragen. Das bedeutet, man kann notfalls einen relativ hohen Betrag selbst transportieren. Wenn man jedoch einen Wert von 25.000 Euro in Silber mitnehmen möchte hätten man aktuell über 50 Kilogramm zu tragen.
Jedoch scheint Silber aufgrund der Tatsache, dass es im Kontext zu Gold tatsächlich benötigt wird und einige unersetzliche Eigenschaften aufweist, das Metall mit der besseren Perspektive zu sein. Zudem ist Silber mit einem Preis von knapp 23 Euro pro Unze derzeit (Stand 09/2020) ein wirkliches Schnäppchen, wenn man den historischen Silberkurs betrachtet, sowie die Tatsache, dass Silber zwar nur 15 mal häufiger in der Erdkruste vorhanden ist als Gold, das Gold jedoch aktuell 70 mal teurer als Silber ist. Es ist daher anzunehmen, dass der Preis prozentual zukünftig stärker als bei Gold steigt.
Maple Leaf als Silber-Unzen (Foto: © kathrinm – stock.adobe.com)
Möchte man größere Beträge in Silber investieren, dann empfehlen sich Silberbarren und Silbermünzen. Bei einem Barren entspricht das Silber immer dem gleichen Geldwert, während bei Münzen oft ein Prägeaufschlag berechnet wird. Jedoch zahlt man bei einem Barren eine Mehrwertsteuer von 19%. Barren und Schmuck sind kein gesetzliches Zahlungsmittel, dafür können sie aber zerstückelt verkauft und auch eingeschmolzen werden. Gängige gehandelte Barren haben ein Gewicht von 100g, 250g, 500g, 1 Kilogramm, sowie 1 Unze und 100 Unzen. Dies gilt auch für Münzen, die in Deutschland als gesetzliches Zahlungsmittel zugelassen sind.
Beim Kauf von Silbermünzen oder Silberbarren muss man den Preisunterschied bei An- und Verkauf beachten. Denn wenn man Silber verkauft, erleidet man aktuell einen größeren Verlust als bei Gold. Bei einem Verkauf in Deutschland ist der Gewinn steuerfrei, wenn das Gold oder Silber mindestens ein Jahr im Besitz war. Daher ist es ratsam, sich auch bei einem anonymen Kauf einen Barzahlungsbeleg ausstellen zu lassen und diesen zusammen mit dem gekauften Gold und Silber zu verwahren. So kann künftig der Zeitraum des Besitzes dem Finanzamt gegenüber ausgewiesen werden.
Physisch oder als ETC?
In den meisten Fällen ist die Antwort klar: Edelmetalle sollten in physischer Form wie Barren oder Münzen erworben werden, wobei sie in eigener Obhut aufbewahrt werden sollten, um Lagerkosten zu minimieren. Anteile an Metallkonten (ETCs sind Wertpapiere, die mit physischem Metall hinterlegt sind) oder Metallzertifikate sind oftmals unsicher. Denn bei ETCs und Zertifikaten kann der Eigentümer nie sicher sein, ob auch wirklich die tatsächliche Menge an Edelmetallen hinterlegt ist und ob er in Krisenzeiten an das Gold oder Silber kommt. Bei einer physischen Anlage hingegen hat der Investor den Vorteil, neben der Möglichkeit der Wertsteigerung auch noch von der Krisenabsicherung zu profitieren.
Vorsicht ist jedoch beim Erwerb von Gold und Silber geboten, denn auf dem Markt wird auch unechtes Silber und Gold zu niedrigen Preisen angeboten. Bei Fälschungen wird meist ein Wolframkern in den Barren mit eingegossen, was bei den gängigen Prüfverfahren nur schwer erkennbar ist, da das Element Wolfram ähnliche spezifische Eigenschaften wie Gold aufweist. Deshalb sollte man ausschließlichbei anerkannten und seriösen Händlern Gold und Silber kaufen. Man kann davon ausgehen, dass langjährig aktive Händler solide und zuverlässig arbeiten. Dennoch geht nichts über die eigenen Kenntnisse. Kaufen Sie sich einige Gold- und Silbermünzen und werden Sie vertraut damit, so dass Sie ähnlich wie beim Bargeld erkennen, ob es echt ist oder nicht.
Was sollte man beim Kauf von Gold und Silber beachten?
Empfohlen werden Geldbeträge von 1.000 bis circa 25.000 Euro zunächst in Münzen verschiedener Größen oder kleinen Goldbarren von 10g, 20g, 50g oder 100 g anzulegen. Des Weiteren rät man dazu, tendenziell eher in gängige und bekannte Münzen zu investieren. Für Kauf- oder Tauschgeschäfte sollte in Krisenzeiten nur im allergrößten Notfall Gold verwendet werden, da es in Krisenzeiten viel zu wertvoll ist. Aus diesem Grund sollte man dann eher Silbermünzen einsetzen.
Neue Regeln 2020 – Das gilt es zu beachten
Am 10. Januar 2020 hat die Bundesregierung einen Gesetzesentwurf erlassen, der die Anonymisierungsgrenze von 9.999,99€ auf 1999,99€ für Edelmetalle in Deutschland senkte. Dies bedeutet, dass man keine zwei Unzen Gold mehr kaufen kann, ohne seine Personalien zu hinterlassen. Mit der horrenden Senkung der Anonymitätsgrenze soll künftig Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung erschwert werden, wobei es weder aktuelle Zahlen noch Fakten gibt, die belegen, ob Gold im Untergrund wirklich eine Rolle spielt. Viele Anleger werden unter Generalverdacht gestellt, wenn sie mehr investieren wollen. Denn das Verbot, anonym viel Gold und Silber zu kaufen, erweckt den Eindruck, als sei der Goldkauf ein zwielichtiges Geschäft.
Titelfoto: © Jeffrey Daly – stock.adobe.com