Nicht nur im alten Ägypten war der Totenkult und das Leben im Jenseits von großer Bedeutung. Auch die Chinesen glaubten an das Leben nach dem Tod: ihre Herrscher sorgten zu Lebzeiten für ihr Leben im Jenseits vor.

Sie gelten als Meisterstücke des Kunsthandwerks: in einer riesigen Grabanlage in Zentralchina stehen tausende Krieger aus Ton in mehreren Kammern. Sie wurden 1974 zufällig entdeckt, als in dem chinesischen Dorf Xiyang, in der Nähe der alten Kaiserstadt Xi´an, eine Trockenheit ausbrach. Es wurde beschlossen, einen Brunnen zu graben. Nach einer Schicht aus hartem Ton stießen sie auf Arme und Beine aus Ton und auf bronzene Pfeilspitzen.

Die früher bunt bemalten Statuen trugen wie echte Soldaten unterschiedliche Uniformen und Rüstungen und individuelle Gesichter. Es ist eine originalgetreue Nachbildung eines echten chinesischen Heeres mit Generälen, Offizieren, Wagenlenkern, Infanterie und Armbrustschützen. Der Fund zählt heute zu den berühmtesten Grabmälern der Welt.

Die monumentale Grabanlage der Terrakotta-Krieger

Die Terrakotta-Armee wurde von Qín Shǐhuángdì erschaffen. Er war der erste Kaiser der 2.133 Jahre alten Qin-Dynastie, die nach ihm benannt wurde. Nach den Aufzeichnungen großer Historiker ordnete Qín Shǐhuángdì bei der Thronbesteigung den Bau seines Mausoleums an. Das geschah im Jahre 246 vor Christus.

Qín Shǐhuángdì glaubte, dass die Armee ihn im Jenseits schützen könnte. Die Rolle der Terrakotta-Armee bestand darin, das gesamte Mausoleum zu bewachen. Qín Shǐhuángdì leitete den Bau der Terrakotta-Armee ein, als er im Alter von 13 Jahren den Qin-Thron übernahm. Die meisten Entscheidungen wurden jedoch von Beamten getroffen. Unglaubliche 36 Jahre arbeiteten über 700.000 Arbeiter rund um die Uhr im Mausoleum und an der Terrakotta-Armee. Die Entwürfe stammten von Li Si, dem Premierminister der Qin-Dynastie, dessen Vorgesetzter Zhang Han der Senior General der Qin-Armee war.

Nach 36 Jahren starb Kaiser Qín Shǐhuángdì im Alter von 49 Jahren, das noch laufende Projekt wurde durch seinen plötzlichen Tod unterbrochen. Wie hoch die Kosten dieses Projektes waren, ist unbekannt. Es ist anzunehmen, dass der diktatorische Herrscher nicht viel an die Arbeiter bezahlt hat.

Die Erbauer der Terrakotta-Armee

Das Töpferteam, das die Terrakotta-Armee herstellte, bestand aus den kaiserlichen Handwerkern und Handwerkern aus dem Volk. Um den Qualitätsstandard zu gewährleisten und um die eigenen Arbeiten zu kennzeichnen, schnitzte jeder Handwerker seinen Namen in die von ihm geschaffenen Keramikfiguren. Diese Methode war üblich in der Qin-Regierungszeit. Dadurch war es für die Regierung möglich, die Handwerksindustrie zu verwalten, die Produktion zu überwachen und die Handwerker zu kontrollieren. Auf einigen Keramikfiguren fand man neben dem Namen des Handwerkers auch den Ortsnamen.

Die Terrakotta-Soldaten und ihre Pferde wurden alle in Handarbeit hergestellt und mit damals üblichen, einfachen Verfahren gebaut. Moderne Werkzeuge gab es nicht. Jeder Krieger wiegt etwa 160 kg und die durchschnittliche Höhe der Ton-Soldaten beträgt 1,80 Meter. Die größte Statue eines Generals ist 2,50 Meter hoch. Die mehr als 700.000 Handwerker und Arbeiter, die am Bau der Terrakotta-Armee und des Qin Shihuangdi Baukomplexes beteiligt waren, benötigten zur Fertigstellung dieses massiven Bauvorhabens geschätzte 40 Jahre.

Der Werkstoff für die Terrakotta-Armee

Gelber Ton stellt den Hauptbestandteil der Terrakotta-Armee-Krieger dar. Nach technischen Analysen wurden durchwegs Materialien und Werkstoffe aus der lokalen Region verwendet. Sämtliche Brenn-Öfen zur Herstellung der Terrakotta-Soldaten befanden sich verteilt in einem Kreis, dessen Radius 10 Kilometern betrug.

Forschungen beweisen, dass die Figuren in einzelnen Teilen gebrannt und dann erst zusammengesetzt wurden. Dabei treten sechs wichtige Schritte bei der Herstellung in den Vordergrund.

  1. Gewinnung des gelben Tons
  2. Herstellung der einzelnen Teile (Kopf, Rumpf, Uniform, Arme, Beine und Hände)
  3. Montage (Zusammensetzen der Figuren-Teile)
  4. Schnitzen der Details in Uniformen, Wägen und Gesichtszügen
  5. Brennen des Tons in einem Ofen nach der Lufttrocknung
  6. Bemalen der Statuen

Die bunten Farben der Terrakotta-Armee verblassten über die mehr als 2.000 Jahre immer stärker. Ob die Soldaten-Statuen nur aus der Fantasie gestaltet wurden oder ob man tatsächlich lebende Vorbilder in Form der damals lebenden Soldaten verwendet hat, ist noch völlig unklar. Die neueste Theorie der Wissenschaft besagt, dass in der Vergangenheit eine detailgetreue Herstellung der Statuen nur mit lebenden Personen möglich war.

Spektakuläre Waffenfunde im Komplex der Terrakotta-Armee

Grabräuber stahlen in den letzten Jahrhunderten einen großen Teil von den legendären Waffen der Terrakotta-Armee, die ihnen mitgegeben wurden. Archäologen konnten jedoch noch viele Pfeilspitzen, Lanzen und Schwerter bergen, die tatsächlich noch völlig funktionsfähig waren. 

Weil aber die Teile, die aus Holz gefertigt waren, in den mehr als zwei Jahrtausenden verrottet sind, fand man von den Armbrüsten nur noch gute 200 Abzugsmechanismen. Auch die Klingen aus Bronze zeigten unter der Erde nur minimale Einflüsse von Korrosion und waren teilweise noch glänzend und scharf. Nach chemischen Laboranalysen entdeckten Forscher eine Legierung, die metallisches Chrom enthielt. Die Vermutung lag nahe, dass dieser Schutz damals von den Handwerkern bewusst auf jede Waffe aufgetragen wurde, um die Grabbeigabe für immer haltbar zu machen. Es wurde angenommen, dass es ein Rostschutzmittel war. Es galt erst als ein Vorläufer unserer heutigen Methoden zum Verchromen von Teilen, die als Schutz vor Korrosion dienen.

Später stellte sich heraus, dass die chromhaltige Substanz sich nicht auf den Waffen befand, sondern in einem Schutzlack der Ton-Krieger. Dieser wurde wahrscheinlich als Grundierung verwendet, um danach die Chemie-freien Naturfarbpigmente aufzutragen.
Trotzdem waren die Klingen der Terrakotta-Armee so gut erhalten. Es warf eine weitere Frage auf: Warum? Offensichtlich war Chrom nicht die dafür verantwortliche Erklärung. Forscher fanden heraus, dass in der Bronze hohe Anteile von Zinn enthalten waren und dieser erhöhte Zinnanteil die Oberfläche schützte. Zusätzlich wurden Bodenproben vom Grab genommen und der pH-Wert analysiert. Durch günstige Werte von über 8 bis 8,5 und einem sehr dichten Erdreich mit geringer Luftzufuhr waren diese Waffen bis heute geschützt.

Es ist überliefert, dass der Kaiser diesen Ort bewusst gewählt hat, um seine Grabstätte zu errichten. Die Umgebung wies überaus reiche Jade- und Goldvorkommen auf. Die gesamte Grabanlage wurde auf einer Fläche von 56 Quadratkilometern erbaut. Seit 1987 steht sie auf der Liste der UNESCO als Weltkulturerbe.
Es wird vermutet, dass neben den historischen Aufzeichnungen von 54 Wagenkolonnen noch weitere Schätze vorhanden sein könnten. Nicht weit vom Grab erhoffen sich chinesische Forscher eine Kolonne von 81 Wagen unter der Erde.
Bei der Ausgrabung des kaiserlichen Grabtempels kann man vielleicht noch auf mehr unerwartete Funde hoffen. Nach Angaben des Historikers Sima Qian aus dem Jahre 100 vor Christus soll es sich bei der Grabhalle um eine Tempelanlage mit unvorstellbar großen Schätzen handeln. Es soll eine nachgebaute Welt unter der Erde existieren, mit unterirdischen Flüssen und Seen aus Quecksilber.

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Das grausame Ende der Handwerker

Weil Qín Shǐhuángdì im Jahr 210 vor Christus so plötzlich verstarb, musste das Grab vorzeitig versiegelt werden. Der Bau der Terrakotta-Armee konnte nicht planmäßig fortgeführt werden. Das Geheimnis der Terrakotta-Armee musste bewahrt werden und so wurden nach historischen Aufzeichnungen alle Handwerker, die am Projekt des Mausoleums beteiligt waren, in den Gräberfeldern um das Grab herum lebendig begraben.

Mit Qín Shǐhuángdì beginnt die chinesische Qin-Dynastie und somit auch die Ära der chinesischen Kaiserreiche. Zuvor gelang es dem ersten chinesischen Kaiser dieser Dynastie, die Gebiete Wei, Zhao, Han, Qi, Yan und Chu einzunehmen und mit seinem Reich Qin zu vereinigen. Er vereinte als erster Herrscher fast alle Gebiete, die von Chinesen besiedelt waren, wobei dieser danach gebildete Staat noch lange nicht so groß wie das heutige China war.
Die Zeit vor der Qin-Dynastie wird als Zeit der streitenden Reiche bezeichnet. Qín Shǐhuángdì wurde nur 49 Jahre alt. Nach seinem Tode wurde er in seinem Mausoleum beerdigt, beschützt von einem riesigen Heer aus Terrakotta, das über Jahrtausende im Verborgenen geheim gehalten werden konnte.

Verschiedene Erklärungen über den Bau der Terrakotta-Armee

Es gibt verschiedene Erklärungen, warum die Terrakotta-Armee gebaut wurde.

Die erste Erklärung besagt, dass die Terrakotta-Armee im Jenseits dazu dienen sollte, den ersten Qin-Kaiser zu schützen. Er wollte nach seinem Tode die gleiche Behandlung erhalten, die ihm zu seinen Lebzeiten gewährt wurde und Soldaten in seinem Dienst haben. Am Fundort der Terrakotta-Armee entdeckte man mehr als 8.000 vergrabene Soldaten, 130 Wagen, 670 Pferde sowie Terrakotta-Musiker, Akrobaten und Konkubinen des Kaisers. Sogar einige Vögel wie Wasservögel, Kraniche und Enten wurden gefunden.

Als zweiter Grund wird angegeben, dass man mit dem Bau der Terrakotta-Armee die große Bedeutung, die Macht und die Herrlichkeit des ersten Qin-Kaisers zeigen wollte. Dieser Kaiser war der erste, der China vereinte und nannte sich deshalb selbst Qín Shǐhuángdì, was in einer Übersetzung “Der erste Kaiser der Qin-Dynastie” bedeutet. Politik, Wirtschaft und auch soziale Aspekte entwickelten sich unter seiner Herrschaft positiv. Es wird auch erzählt, dass die Terrakotta-Armee zu Ehren der kaiserlichen Armee gebaut wurde, die dem Kaiser zum Triumph über die anderen Staaten verhalf und die er in den Krieg zur Vereinigung Chinas führte.

Eine dritte Vermutung lautet, dass die Terrakotta-Krieger als Ersatz für reale menschliche Opfer dienten. In früheren Dynastien, wie die Shang und Zhou Dynastien, gab es tatsächlich echte Menschenopfer, die mit ihren verstorbenen Herrschern begraben waren. Diese Opfer bestanden aus Soldaten, Beamten, Sklaven und anderen Gefährten des jeweiligen Herrschers. Deshalb wird die Vermutung angestellt, dass die Terrakotta-Krieger symbolisch als Ersatz für die echten Krieger begraben wurden, um reale Menschenopfer zu vermeiden.

Besichtigung der berühmten Terrakotta-Armee in China

Wer nach China reist, kann das Terrakotta-Armee-Museum besuchen. Es liegt in dem Ort Lintong, der 35 Kilometer östlich von Xian liegt. Das Museum hat vier Abteilungen, sie bestehen aus einer Ausstellungshalle und drei Gruben. In der Ausstellungshalle steht der berühmte Bronzestreitwagen.

Die Gruben wurden so angeordnet, wie die damalige Kriegsstrategie es verlangte. Die vergrabene Armee steht, übereinstimmend mit den alten Gesetzen der Kriegskunst, mit dem Blick nach Osten, wo der alte Feind des Qin Staates stand. Die erste Grube befindet sich auf der rechten, die zweite Grube auf der linken Seite. Die dritte Grube stellt den rückseitigen Gefechtsstand dar.

Es gibt natürlich keine originalen Terrakotta-Krieger zu kaufen. Doch es wurden detaillierte Nachbildungen der Terrakotta-Soldaten in zahlreichen Museen und Ausstellungen rund um die Weltkugel präsentiert. Die chinesische Kulturbehörde wollte die zerbrechlichen und unschätzbar wertvollen Originale aus der Armee in Xian nicht ausleihen. Nachbildungen kann man auch im Internet erwerben.

Es bleibt weiterhin spannend!

Bis zum heutigen Tag wurden erst 25 Prozent der Grabanlage freigelegt. Chinesische Archäologen arbeiten daran, weitere Terrakotta-Krieger auszugraben und sie anschließend zu restaurieren. Den genauen Standort des Grabhügels zu finden und öffnen zu können wird aber noch einige Jahre dauern.

Es wurden sehr hohe Quecksilberkonzentrationen in dieser Region nachgewiesen, wie Sima Qian sie beschrieben hatte. Deshalb glauben die chinesischen Archäologen, dass das Grabmal bald gefunden wird. Um Grabräuber vom tatsächlichen Ort seines Grabmals abzulenken, ließ der Kaiser mehrere große Hügel errichten. Deshalb muss der künstliche Erdhügel, in dem die letzte Ruhestätte des Kaisers vermutet wird, nicht zwingend der richtige Grabhügel sein. Die Suche geht also noch weiter.

Titelfoto:  (© lapas77 – stock.adobe.com)

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