Als eine der bekanntesten und auch heute noch weit verbreiteten Kunstrichtungen möchte ich heute den Jugendstil vorstellen. Dieser bezieht sich nicht nur auf die Malerei allein, sondern insbesondere auch auf die Architektur und Gebrauchskunst im Allgemeinen. Es folgen eine zeitliche Einordnung sowie eine Begriffsherleitung der Epoche. Im Anschluss werden Informationen zur Charakteristik genannt, bevor auf die Verbreitung des Stils innerhalb Europas eingegangen wird. Aber gerade auch in Deutschland bildeten sich einige Zentren der Kunstrichtung in verschiedenen Städten, wie zum Beispiel in Darmstadt, Leipzig, Karlsruhe sowie weiteren, heraus.

Die Geschichte des Jugendstils

Historisch lässt sich die kunstgeschichtliche Epoche des Jugendstil recht eindeutig in der Zeit der zwei Jahrzehnte vor und nach der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert verorten, also zwischen 1890 und 1910. Programmatisch, symbolisch und bezüglich der typischen Formensprache bestehen klare und deutliche Verbindungen zur etwa gleichzeitig stattfindenden künstlerischen Bewegung des „Fin de siècle“ (Ende des Jahrhunderts). Diese, ursprünglich aus dem französischen Kulturkreis stammende Kunstrichtung war in Deutschland ab den frühen 1890er Jahren auch unter dem tendenziell pessimistisch klingenden Namen „Dekadentismus“ bekannt. Die Bezeichnung leitet sich vor der damals in ganz Europa und teilweise auch global weitverbreiteten, dabei jedoch durch die widersprüchlichen Parameter Zukunftsangst und Zukunftseuphorie relativ ambivalenten Einschätzung ab, Zeitzeugen des endgültigen Niedergangs einer Epoche zu sein, ohne zu wissen, was danach kommen würde. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs herrschte trotz zahlreicher bahnbrechender Erfindungen und Innovationen vorrangig technischer und wissenschaftlicher, aber auch politischer Natur vielerorts eine eher ängstlich statt neugierig oder auch aufgeschlossen abwartende und sich nach alten Gewissheiten sehnende Atmosphäre und Geisteshaltung. Der Jugendstil nahm hierbei eine interessante Zwischenposition ein, die sowohl den die Vergangenheit verklärenden Historismus als auch die als berechnend, kalt und seelenlos empfundene Industrialisierung ablehnte.

Wie entstand der Jugendstil?

Beim Jugendstil handelt es sich um eine ursprünglich in Deutschland entstandene und sich von dort aus in Europa auf der Welt verbreitete Kunst- und Kulturrichtung. Als wichtigste Faktoren für seine Entstehung werden in der Fachliteratur in der Regel die mit der industriellen Revolution möglich gewordene massenhafte Herstellung von übertrieben dekorativen und verzierten Alltags-, Gebrauchs- und Schmuckartikeln sowie das stark emblematisch geprägte künstlerische Erbe des vorher gegangenen Historismus angeführt. In der künstlerischen Opposition zu diesem als überladen, unecht und kitschig erachteten Zeitgeist besannen sich die ersten Protagonisten und Vertreter des Jugendstils wieder auf einfachere und nachvollziehbare sowie bevorzugt der Natur und dem Handwerk entlehnte Formen und Symbole.