Der Name Meissen steht in Deutschland, Europa und darüber hinaus seit mittlerweile mehr als drei Jahrhunderten stellvertretend für Porzellan vielfältigsten Formen und Farben und für hervorragende Qualität. Dabei verkörpern die Produkte der traditionsreichen Manufaktur wohl weit über die Kreise von Kennern, Liebhabern und Sammlern des Kunsthandwerks hinaus eine berühmte, fest etablierte und äußerst begehrte Marke, die bisweilen sogar stellvertretend für Porzellane überhaupt angesehen wird.  

Das Substrat dieses seit nun mehr als 300 Jahren fortgeführten Erfolgs liegt vermutlich nicht zuletzt an einem kontinuierlichen und stetigen Wechselspiel aus weitreichenden Rückgriffen auf die bestehenden Formen und Dekore auf der einen Seite und Innovationen von Formen, Farben und Dekoren bis hin zu völlig neuen, die Grenzen der Porzellanproduktion sprengenden Konzepten auf der anderen Seite. Wer heute also beim Name Meissen noch an das stiefmütterliche Sonntagsgedeck denkt, wird von der gegenwärtigen Vielfalt an Wegen im Umgang mit Porzellanen und der weitreichenden Tradition der Manufaktur in Meissen überrascht sein. Neben den klassischen und auch moderneren Tafelgedecken und Plastiken finden sich Erzeugnisse die von Ringen und Ketten, über Füllfederhalter und Uhren bis hin zu Schuhen reichen. Überdies stellen zwar auch außergewöhnliche Ausflüge in Kollaborationen mit anderen großen Herstellern und Designern für Kenner eine durchaus überraschende Wende dar, allerdings lässt sich in der Rückschau auf 300 Jahre Unternehmensgeschichte ein Bild zeichnen, das immer wieder von Brüchen, Wandlungen und Innovationen geprägt ist.

Die Erfindung des europäischen Porzellans

Bereits im 13. Jahrhundert stellten die seltenen Porzellane aus dem weit entfernten China ein großes Faszinosum an den Höfen des europäischen Adels dar. Die reinweißen Produktionen mit aufwendigen und prachtvollen Dekoren übertrafen alle bis dahin bekannte keramische Erzeugnisse aus Europa bei weitem an Qualität und Feinsinn, weshalb sie weithin begehrt waren. In Europa war die Herstellung von Porzellan, benannt nach der italienischen Bezeichnung („Porcellana“) einer Schneckenart mit glattem, weißen Gehäuse, noch völlig unerforscht. Trotz des stetig anwachsenden Handels mit den ostasiatischen Reichen waren Porzellane sehr kostbar und selten, weshalb sie auch als das „Weiße Gold“ bezeichnet wurden. Den keramischen Erzeugnissen aus den Hauptbestandteilen reinweißer und feuerbeständiger Kaolinerde sowie schmelzbaren Feldspats wurden sogar magische Eigenschaften zugesprochen: in der Berührung mit Gift würden sie zerfallen. 

Ein äußerst leidenschaftlicher Sammler dieser Porzellane war der damalige König von Polen und Kurfürst von Sachsen, Friedrich August I. von Sachsen (1670–1733) oder auch „August der Starke“ genannt. In der Hoffnung, einfache und wertlose Metalle zu Gold verwandeln und damit den herrschaftlichen Prunk stetig erweitern und im Handel mit Fernost weitere Prachtgüter erwerben zu können, holte dieser 1702 den jungen Alchimisten Johann Friedrich Böttger (1682–1719) an seinen Hof nach Dresden. Zwar gelang Böttger eine behauptete Herstellung von Gold aus einfachen Metallen nicht, allerdings sollte ihm durch die Zusammenarbeit mit dem Naturforscher Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (1651–1708) im Jahr 1708 ein anderer großer Durchbruch gelingen: die Erfindung des ersten europäischen Porzellans.

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Auf die Erfindung von Böttger und Tschirnhaus aufbauend gründete August der Starke am 6. Juni 1710 die erste europäische Porzellanmanufaktur unter dem Namen „Königlich-Polnische und Kurfürstlich-Sächsische Porzellan-Manufaktur“ mit der Albrechtsburg zu Meissen als ihrer Produktionsstätte. Dort sollte das Arkanum, das große Geheimnis der Porzellanherstellung geschützt werden, was allerdings nur kurze Zeit gelang, weshalb bald darauf in ganz Europa weitere Manufakturen gegründet wurden.

Erste Blütezeit und Weltruhm

Durch die zuerst in Wien und dann an weiteren Höfen entstandene Konkurrenz wurde bereits früh die Notwendigkeit erkannt, den Meissener Kreationen eine einheitliche Markierung zum Schutz vor Nachahmungen und Fälschungen zu geben. Mit der Einführung einer eigens entwickelten kobaltblauen Unterglasurfarbe im Jahr 1720 war die Grundlage dafür geschaffen. Nachdem zu Beginn häufig das Monogramm „AR“ für „August Rex“ (König August) genutzt wurde, kennzeichnen seit etwa 1722 und spätestens durch ein Dekret von 1731 die gekreuzten Schwerter des kursächsischen Wappens in besagtem Kobaltblau die Originale der Manufaktur. Damit ist es das älteste registrierte und sich noch in Benutzung befindliche Markenzeichen der Welt.

Die im 18. Jahrhundert in Europa herrschende Chinamode und die Beschäftigung mit den ostasiatischen Vorbildern sollte auch für die ersten Jahrzehnte der Manufaktur eine bedeutende Rolle spielen. Insbesondere der aus Wien kommende und begabte Porzellanmaler Johann Gregorius Höroldt (1696–1775) sollte als Hofmaler sowie später als Arkanist der Meißener Werke herausragende und in ganz Europa einflussreiche Dekore entwerfen. Neben seinen berühmten Chinoiserien, in denen stilisierte und paradiesische, asiatischen Traumwelten der Europäer dargestellt wurden, schuf Höroldt bekannte Dekormotive wie die „Indianischen Blumen“ sowie den „Gelben Tiger“ oder den „Kakiemon“. Neben diesen Motiven entwickelten sich ab den 1740er Jahren auch immer mehr Landschaftsmotive sowie gerahmtes Laub- und Bandelwerk zum bevorzugten Dekor. Zu dieser Zeit kamen auch die bekannten „deutschen Blumen“ und der ewige Dauerbrenner, das sogenannte „Zwiebelmuster“, erstmalig auf den Markt.

Zusätzlich zu den edlen Tafelservice aus Prunk- und Schmuckgeschirr für wohlhabende Fürsten und Höfe, hatte die figürliche Plastik einen bedeutenden Anteil am Produktionsprogramm der Manufaktur. Sowohl Miniaturen als auch große und opulente Prunkfiguren wurden für repräsentative und dekorative Zwecke bereits zu Lebzeiten August des Starken hergestellt. Die beiden wohl bedeutendsten Modelleure waren Johann Gottlieb Kirchner (1706–1768) und der virtuose Johann Joachim Kändler (1706–1775), die für eine Generation die Entwicklung der Figurenplastik in vielen deutschen Manufakturen bestimmen sollten und bis heute größte kunsthistorische Bedeutung besitzen. In dieser Zeit entstanden die berühmten und für das Japanische Palais in Dresden bestimmten weißen Großtierplastiken von Kirchner, die nicht nur künstlerisch (Kirchner hatte viele der gestalteten Tiere nie selbst gesehen), sondern auch technologisch große Herausforderungen darstellten und darüber hinaus die Geburtsstunde der europäischen Großplastik in Porzellan markieren.

Kirchners Nachfolger Kändler, der bis heute als einer der bedeutendsten Modelleure von Porzellan gilt, griff in seinem Schaffen auf eine Vielzahl an allegorischen Figuren, antiken Gottheiten sowie mythologischen Erzählungen zurück und kann darin symbolisch auch für den Stilwandel an den europäischen Höfen während der Mitte des 18. Jahrhunderts verstanden werden. Die Abkehr von der Asienmode wurde durch eine aufmerksame und starke Hinwendung zu genuin europäischen Motiven bestimmt. In diesem Wandel wurden immer mehr von den ostasiatischen Vorbildern losgelöste Dekore und Formen erschaffen, die den an den Höfen mittlerweile vorherrschenden Geschmack des Rokokos befriedigen sollten. Kändler erschuf in dieser Zeit opulente und prächtige Tafelaufsätze voller galanter Porzellanfiguren und vieldeutiger Szenen, darunter auch das „Schwanenservice“ – ein von Heinrich Graf von Brühl in Auftrag gegebenes Service aus 2.200 Einzelteilen. Darüber hinaus entwickelte Kändler auch ein bis heute weltberühmtes und zu seiner Zeit in Aufwand und Geschick einzigartiges, neues Dekor, die sogenannten „Schneeballblüten“.

Abstieg und Wandel

Mit den heraufziehenden Kriegen und Verwerfungen in ganz Europa während des letzten Drittels des 18. Jahrhunderts verging die erste Blütezeit der Manufaktur, wozu überdies wohl auch der Tod der bis dahin prägendsten Maler und Modelleure der Manufaktur beitrug. Die verschlungene und schwierige Phase reichte weit ins 19. Jahrhundert hinein, das wiederum durch zwei fundamentale gesellschaftliche Umbrüche die Ausrichtung der Meissener Produktion bis heute nachhaltig verändern sollte. Zum einen ermöglichte die rasch voranschreitende Industrialisierung technische Neuerungen, darunter vielfältige Verbesserungen der Brenntechnik, die Erfindung neuer Unterglasurfarben und auch die Erfindung des Glanzgoldes – eine Vergoldungstechnik, mit deren Hilfe erstmals auch detailreiche Reliefs vollständig vergoldet werden konnten, da anders als beim Poliergold nach dem Dekorbrand keine Politur mehr nötig war. Zusätzlich zu diesen vielfältigen technologischen Neuerungen stellte der damit einhergehende und tiefgreifende politische Wandel die Manufaktur aus Meissen vor neue Herausforderungen. Das weiter aufstrebende Bürgertum gewann durch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert stetig an Einfluss und Kaufkraft, weshalb neue Formen und Dekore zur adäquaten Repräsentation dieser sich formierenden Klasse gefragt waren und verlangt wurden.

Neben neuen Dekoren wie der „Volle grüne Weinkranz“, „Gestreute Blümchen“ sowie „Meissener Rose“ gehörte ganz besonders das „Zwiebelmuster“ im Fortgang zum zentralen Bestand eines großbürgerlichen Haushalts. Der Anteil an einfachen Gebrauchsgeschirren am gesamten Produktionsvolumen nahm bedingt durch die Nachfrage aus dem Bürgertum stark zu und verhalf dem Unternehmen zu einer spürbaren Gesundung. Trotz technischer und handwerklich hervorragend ausgeführter Produktionen führten diese Veränderungen sowie eine vom Historismus geprägte Besinnung und Zitation kunsthistorischer Vorgänger jedoch zu einer in die Vergangenheit gewandte Perspektive. Auf den Weltausstellungen führte das zu großer Kritik und dem Vorwurf mangelnder originär kreativer und künstlerischer Gestaltungen und Ideen. Zwar sorgten einzelne Entwürfe wie die „Hentschelkinder“ von Julius Konrad Hentschel (1872–1907) oder die Pâte-sur-Pâte-Malereien nach französischem Vorbild an der Schmucktruhe von Ludwig Sturm (1844–1926) auf der Weltausstellung für einiges Aufsehen. Aber erst durch weitere eigene Anstrengungen unter dem Einbezug freier Künstler zu Beginn des 20. Jahrhunderts konnten wieder größere Erfolge erzielt werden.

Anbruch der Moderne und Rückfall in den Krieg

 Mit der Übernahme der Gesamtleitung der Manufaktur durch Max Adolf Pfeiffer (1875–1957) im Jahr 1918 begann eine erneute kurze Blüte künstlerischer Leistungen, ähnlich der Anfangszeit im 18. Jahrhundert. Mit Ausnahmetalenten wie Ernst Barlach, Max Esser, Gerhard Marcks und Paul Scheurich war der immer wieder nötige Spagat zwischen traditioneller und freier künstlerischer Ausdrucksform möglich, da deren moderne und wegweisende figürliche Arbeiten, Gefäße und Dekore sowohl neue Ausdrucksmöglichkeiten boten als auch im Rückbezug auf die bedeutenden Schöpfungen aus der frühen Blütezeit die lange Geschichte und Erfahrung der Manufaktur aufgriffen. Das erste stimm- und spielbare Porzellanglockenspiel im Turm der Frauenkirche in Meissen aus dem Jahr 1929 bestehend aus 37 Glocken, oder auch eine Neuausformung des Tafelaufsatzes „Der große Ehrentempel“ im Jahr 1933, anlässlich des 200. Todestages von August dem Starken, zeugen von dieser lebendigen Zeit.

 Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten und deren Absetzung von Pfeiffer als Direktor endete das kurze künstlerisch und ökonomisch erfolgreiche Intermezzo jedoch abrupt. Die nur spärlich dokumentierte wissenschaftliche Aufarbeitung der Zeit während des Nationalsozialismus macht eine abschließende Bewertung bis heute schwierig. Klar ist allerdings, dass mit der Übernahme von Rüstungsaufträgen und dem am 2.10.1941 verkündeten Ziel „ein Nationalsozialistischer Musterbetrieb“ werden zu wollen, eine wohl konformistische Haltung dazu beitrug den Betrieb der Manufaktur in Meissen während der Zeit des zweiten Weltkriegs und der Verfolgung der europäischen Juden aufrechtzuerhalten. Eine detaillierte Aufarbeitung steht weiterhin aus.

Zwischen Tradition und Moderne

Nach dem Ende des Kriegs wurde die umbenannte „VEB Staatliche Porzellan-Manufaktur Meißen“ zum Volkseigenen Betrieb und entwickelte sich durch einen rapiden Aufschwung zum achtstärksten Devisenbringer der DDR. Zum einen wurde dies durch eine fast vollautomatische Produktionsweise realisiert, die eine Massenware für jedermann ermöglichte.

Mit der Gründung des „Kollektiv Künstlerische Entwicklung“ bemühte man sich ab den 1960er Jahren aber auch immer mehr um genuin neue künstlerische Ausdrucksformen, darunter die Dekore „Tausendundeine Nacht“ von Heinz Werner (1928–2019) und auch andere Aufglasurdekore wie „Mandelbäumchen“ und „Blütenreigen“ von Heinz Werner und Rudi Stolle (1919–1996). Besonders hervorzuheben ist auch die Einführung von Unikatproduktionen, die „Atelierporzellane“, mit denen die Maler, Designer und Plastiker aus Meissen frei experimentieren konnten und somit völlig neue Wege der Gestaltung beschritten. Während der über 40 Jahre andauernden Teilung Deutschlands konnte mit einer geschickten Programmatik und begabten Künstlern der schon immer aufklaffende Zwiespalt zwischen kommerziellem Interesse und künstlerischem Anspruch abermals erfolgreich überbrückt werden.

Wie geht es weiter? Meissen im neuen Jahrtausend

Nach der Wiedervereinigung und im Laufe der letzten Jahrzehnte durchlief die Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen wiederholt große strukturelle wie auch künstlerische Veränderungen. Nach großen und auch durch die Wende bedingten Umstrukturierungen schrumpfte die Belegschaft von 1990 bis heute auf fast ein Drittel zusammen. Wiederholt stellt sich die Frage, wie die Manufaktur Meissen nach über 300 Jahren Unternehmensgeschichte sowohl traditionelle als auch moderne zeitgenössische Einflüsse in die Produktion aufnehmen und damit erneut Brücken zwischen beiden Polen bauen kann. Dabei geht man wiederholt entlang bekannter Pfade und betritt ebenso bisher unbekanntes Terrain.

 Bemerkenswert ist, dass im hauseigenen Formenarchiv bis heute rund 700.000 Formen aus über 300 Jahren Produktionsgeschichte aufbewahrt werden. Damit ist es der mit Abstand weltweit älteste und größte Bestand an Modellformen für Porzellanplastiken und Tafelservice. Neben der Konservation dient das Archiv auch der Möglichkeit auf die gesammelten Entwürfe zurückzugreifen, um immer wieder alte Formen neu aufzulegen und damit auf den traditionellen Formenbestand zurückgreifen zu können.

Zugleich zeichnet sich die neue Strategie auch durch eine veränderte Positionierung gegenüber jüngeren und bisher unbekannten Zielgruppen aus. Unter dem Motto das Traditionsunternehmens raus aus der Mottenkiste und rein in den modernen Luxus-Lifestyle zu führen, tritt die Manufaktur wiederholt auf neuen Pfaden. Neben Eigenproduktionen unter der Leitung des Chefplastikers Jörg Danielczyk (1952) erkundet die Manufaktur Meissen seit 2010 unter dem Begriff „Meissen Couture“ in Kollaboration mit Designern in Bereichen wie der Architektur und Inneneinrichtung, mit Schmuck und Uhren sowie in der Mode völlig neues Terrain. Allerdings sind Kollaborationen mit Größen der Modewelt wie Karl Lagerfeld und Chanel bereits seit Ende der 1990er Jahre Teil des Programms. Zwar stellten sich die groß angelegten Vorstöße in die Welt der Mode mit Vorhaben wie Ledertaschen, Schals, Krawatten, Tapeten und Möbeln für eine äußerst solvente Kundschaft als millionenschwerer Flop heraus. In Konkurrenz zu Modelabels wie Hermés und Gucci konnte man kaum bestehen. Allerdings bedeutet ein neuerlicher Umbruch seit 2016, mit einer Rückbesinnung und zentralem Fokus auf die Kernkompetenz Porzellan, keineswegs ein Aus für die Manufaktur Meissen in dem vorher erkundeten Terrain.

Das zeigte zuletzt eine Kollaboration für eine Kollektion mit dem Modelabel Hugo Boss, in der die Figurengruppe „Big Five“ des Plastikers Maximilian Hagstotz verarbeitet und interpretiert wurde: Fünf klassische Tierfiguren in neuer Interpretation mit geometrischem Dekor dienen als motivische Vorlage für fünf Henkelbecher und eine Modekollektion.

Ebenso zeigt man Ambitionen in der Ansprache einer jüngeren Zielgruppe durch Kollaboration mit der Streetwear Modemarke Supreme, für die einer Porzellanfigur Amors kurzerhand ein T-Shirt der Modemarke mit dem ikonischen Logo angezogen wurde. Darüber hinaus arbeitet die traditionsreiche Porzellanmanufaktur auch mit dem ebenso erfolgreichen und bekannten deutschen Sportartikelhersteller Adidas zusammen. Als Höhepunkt einer gemeinsamen Kollektion wurde in Anlehnung an die von Ernst August Leuteritz (1818–1893) entworfene Kratervase im Jahr 2020 das Einzelstück eines einzigartiges Paares Schuhe vorgestellt. Die verschiedenen Teile des ZX8000 Porcelain-Schuhs wurden mit den Dekoren der Leuteritz Vase verziert und einzelne Lederelemente sogar durch Meissener Porzellan ersetzt. Als Single-Lot-Auktion bei Sotheby’s ging der Erlös von rund 100.000€ zu 100% an das Brooklyn Museum und soll zum Zwecke der Kunstvermittlung der lokalen Jugend einen Zugang zum Museum ermöglichen. Ob diese Vorstöße entweder als ernsthafte künstlerische Auseinandersetzung oder viel mehr als schamlose Marketingkampagne verstanden werden, bleibt dabei viel diskutiert. Ungehindert der Frage wie originell die Zusammenarbeit mit anderen Herstellern zu bewerten ist, wird auf jeden Fall deutlich, dass die Manufaktur Meissen den Sprung und die ersten Schritte ins 21. Jahrhundert bestanden hat. Nach ersten Startschwierigkeiten und Rückschlägen scheint man nun durchaus erfolgreich neue Wege zu gehen.

Gebraucht geht immer

Neben den neuen Produktionen aus Meissen lässt sich aber weiterhin auch das alte Porzellan aus dem Schrank holen, abstauben und für Spitzenpreise verkaufen. Meissen geht immer – das zeigen die Auktionsergebnisse aus den letzten Jahren deutlich. Entgegen der immer wieder aufkeimenden Diagnosen von Krankheit und Tod für den Markt des Kunsthandwerks zeigt sich der Porzellanmarkt in Deutschland als äußerst stabil. Dabei stehen die Produktionen aus Meissen unangefochten im Zentrum des Interesses von Sammlern. So wechselte 2018 eine Privatsammlung von 44 Tabatiéren, also Dosen zur Aufbewahrung von Schnupftabak, für insgesamt 680.000€ die Besitzer. Nicht zuletzt diese Auktion zeigt, dass insbesondere das Meissener Porzellan aus der frühen Zeit bis etwa 1760 und auch danach entstandene kunsthistorisch bedeutende Werke weiterhin stabile Preise erzielen und für hohe vierstellige bis fünfstellige und auch nicht sehr selten sogar sechsstellige Beträge gekauft werden. Aber auch jüngere und kunsthistorisch weniger bedeutende Werke aus dem 19. Und 20. Jahrhundert zeigen sich weiterhin als äußerst wertstabil und bieten sich somit auch als stabile Wertanlage für den kleineren Geldbeutel an. Und auch jenseits dieser ökonomischen Erwägungen sind diese weniger seltenen Sammlerstücke von traditionell bis modern beispielhafte Exemplare kunsthandwerklichen Geschicks und feinster Ausführung. 

Abschließend lässt sich sagen, dass sich in der dargestellten Zusammenschau abzuzeichnen scheint, dass der traditionsreichen Manufaktur aus Meissen wiederholt der Spagat zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Tradition und Moderne gelungen ist.

Titelfoto: (Foto: © Alena Stalmashonak – stock.adobe.com)

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