Italienische Künstler müssen nicht in der Renaissance gelebt haben, um bekannt zu sein. Es gibt auch zeitgenössische Künstler, die aus Italien stammen – darunter Bruno Bruni. Aufgrund seiner Vita ist Bruni allerdings inzwischen auch ein Hamburger Künstler, er gehört zu den populärsten Gegenwartskünstlern in Deutschland. Der Bildhauer, Grafiker und Maler wird häufig kritisiert. Das, was er mache, sei keine Kunst, vielleicht Kunsthandwerk, vielleicht Kitsch. Das liegt daran, dass seine Arbeit sehr gegenständlich und lesbar ist. Aber genau darauf kommt es dem Künstler und vielen Menschen auch an.

Lebenslauf und Werdegang

Bruno Bruni wurde 1935 im italienischen Gradara in der Provinz Pesaro und Urbino geboren. Er begann sofort nach der Schule eine künstlerische Ausbildung am Instituto d’Arte in Pesaro. Schon früh hatte er Ausstellungen in Pesaro und Florenz. Weitere Inspirationen bekam er ab 1959 in London durch die Pop-Art, bevor er 1960 an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste in Hamburg zu studieren begann.

Der Künstler Bruno Bruni beim Arbeiten
Der italienische Künstler Bruno Bruni ist auch hierzulande sehr beliebt (Foto: privat)

Sein Lehrer war der Maler und Grafiker Georg Gresko und später Paul Wunderlich. In Hamburg wurde Bruni dann letztendlich auch sesshaft. Bekannt wurde er durch seine Lithographien, die häufig in Anwaltskanzleien und Zahnarztpraxen hingen, aber auch bei der Zeitschrift Der Spiegel wurden mehrere Etagen mit seinen Drucken ausgestattet. Später wandte sich Bruni dann auch dem Bronzeguss zu.

Sie besitzen Bronzefiguren von Bruno Bruni oder anderen Künstlern und möchten diese verkaufen? Sprechen Sie uns gerne an, wir helfen bei der Wertfindung und dem Verkauf.

Das Herstellungsverfahren der Bronzeskulpturen

Für seine Skulpturen nutzt Bruno Bruni das Wachsausschmelzverfahren. Das bedeutet, dass zuerst ein Modell der Figur aus Wachs oder Kunststoff hergestellt wird. Anschließend wird diese Form mit einer Einbettmasse ummantelt und das Wachs dann geschmolzen. So entsteht eine Hohlform. Anschließend gießt man flüssiges Metall in die Form, wartet, bis es ausgehärtet ist, und zerschlägt die Form dann. Ist das Material hart, gibt es mehrere Möglichkeiten, die Oberfläche der Skulpturen zu behandeln. Gerade das macht den Reiz an der Arbeit mit Bronze aus. Der Künstler ist frei, zu entscheiden, ob sein Werk eine glatt polierte, oder eher raue Oberfläche haben soll.

Dazu gibt es die Möglichkeit, die Bronze zu patinieren. Oft macht Bruno Bruni all das, wodurch in seinen Kunstwerken immer ein Kontrast im Material zu sehen ist. Er spielt mit den Möglichkeiten, die ihm das Material lässt: Glatte, polierte Körper sind mit grob belassener, patinierter Bronze vereint. Das ergibt eine für das Auge interessante Mischung. Brunis Bronzefiguren haben damit ganz klar dekorativen Charakter. Der Arbeitsaufwand ist dabei enorm. Bei Brunis Werken handelt sich um limitierte Serien, da aber der Bronzeguss ein sogenanntes „Verfahren mit verlorener Form“ ist, muss für jede einzelne Figur einer Serie ein eigenes Wachsmodell angefertigt werden. 

Bruno Bruni auf dem Kunstmarkt

Auf dem Kunstmarkt ist Bruno Bruni eine umstrittene Persönlichkeit. Nach eigenen Worten stellt er lieber bei Karstadt als in einer Kunsthalle aus, was so viel bedeutet wie: Ich bin ein Künstler für normale Menschen, nicht für Spezialisten, die nur abstrakte Kunst zulassen. Manchmal werden seine Werke als Kitsch oder Kaufhauskunst bezeichnet weshalb manche internationale Auktionshäuser ihn strikt ablehnen. Seine Darstellungen haben oft die Lust zum Thema, in verschiedenen Varianten. Anmutig und sinnlich sind sie in jedem Fall, das gilt nicht nur für die Skulpturen, sondern auch für die Zeichnungen und Lithographien.

Lithographie von Bruno Bruni
Besonders beliebt waren Lithographien von Bruno Bruni in den 1980er/90er Jahren (Foto: privat)

Viele Menschen mögen seine Werke gerade wegen der Zugänglichkeit, aber auch weil die perfekt ausgearbeiteten Flächen von Hingabe und Sorgfalt bei der Arbeit sprechen. An Brunis handwerklichem Können kann kein Zweifel bestehen. Bruno Brunis Figuren werden regelmäßig je nach Größe zwischen ein paar Hundert und mehreren Tausend Euro gehandelt. Die Werke sind sowohl im Internet als auch bei den Ausstellungen selbst erhältlich.

Die berühmte Skulptur „The Kiss“

Bruno Brunis bekanntestes Werk ist der Bronzeguss mit dem Titel The Kiss. Dargestellt ist eine nackte Frau, die sich in den Mantel eines Mannes schmiegt, dessen Hut beide Gesichter verdeckt. Der Titel des Werks lautet zwar „Der Kuss“, doch was dargestellt wird, ist eine Pose, die einen Kuss beinhalten könnte. Von der Frau ist nur die polierte Körperrückseite zu sehen, der Mann wird einzig durch den Mantel charakterisiert, Beine hat er nicht.

Die Bronzefigur The Kiss von Bruno Bruni
The Kiss ist eine der berühmtesten Bronzefiguren von Bruno Bruni (Foto: privat)

Dieses Vorgehen ist typisch für Bruni. Er zeigt so viel, dass die Betrachter wissen, worum es geht, aber er zeigt nicht alles. Anders, als es auf Fotografien scheint, ist das Werk nicht sehr groß, nur 54 cm hoch, was wieder dafür spricht, dass Bruni am dekorativen Wert seiner Werke gelegen ist. Eine weitere häufig verkaufte Figur ist Mignon, ein kauernder Mädchenakt. Sie ist nur 8,5 cm hoch, besticht aber durch ihre sanft schimmernde, glatte Oberfläche, zu denen nur das wilde Haar einen Kontrast bildet.

Warum ist Bruno Bruni so interessant?

Kunst ist ja bekanntlich Geschmacksache. Und gerade der Geschmack, besser gesagt, der ästhetische Genuss, ist Bruni so wichtig. Seine Werke sind so beliebt, weil er Kunst produziert, die schön ist und etwas erkennen lässt. Bei ihm muss der Betrachter nicht rätseln, was eine Skulptur wohl darstellen soll. Dabei geht es dem Künstler nicht um anatomisch hochkorrekte Proportionen, sondern um ansprechende Formen. Es bleibt immer noch genügend Interpretationsspielraum in der dargestellten Szene. In den schlanken Formen sind dabei deutlich Einflüsse des Surrealismus und des Jugendstils, aber auch des Realismus zu sehen. Bruni hat die richtige Mischung gefunden, um sein Publikum zu begeistern.

Titelfoto: privat.

Passend zu diesem Artikel: