Der Künstler Louis Pierre Malpass steht bis heute für eine außergewöhnlich hohe Kunstqualität – nicht zuletzt die japanische Geschichte mit ihren kunstvollen Einflüssen beeinflussten den französischen Künstler. Der 31. März 1854 markiert einen weitreichenden historischen Umbruch in der Geschichte Japans. An diesem Tag gelang es dem US-amerikanischen Kommandanten Matthew Perry mit dem Abschluss des Vertrages von Kanagawa das Ende einer 220 Jahre andauernden außenpolitischen Isolation des Inselstaates einzuläuten. Der Niedergang der sogenannten sakoku (jap. wörtlich: „Ladenabschließung) kann nicht zuletzt auch als Marker einer sich im 19. Jahrhundert rasant beschleunigenden Globalisierung und dem damit einhergehenden Zwang zu stetig wachsenden weltweiten Verflechtungen verstanden werden. Die Erschließung neuer Märkte auf den über 400 bewohnten Inseln Japans führte zu einem rasanten Anstieg des Kapital- und Warenverkehrs, des Transport- und Personenverkehrs, der Kommunikation und damit letztlich auch zu einem regen kulturellen Austausch. 

Die Entstehung des Japonismus

All diese Entwicklungen und neuen Einflüsse gingen nicht spurlos an der westlichen Kunst vorüber, weshalb der französische Kunstkritiker Philippe Burty bereits 1972 die Bezeichnung Japonisme (dt. Japonismus) prägte, um den Einfluss japanischer Kunst auf die Künstler des Westens zu beschreiben. Dazu notiert auch Edmond de Goncourt im April 1884 in seinem Notizbuch: „Japonismus war dabei die Vision der europäischen Völker zu revolutionieren, brachte einen neuen Sinn für Farbe, ein neues dekoratives System und […] eine poetische Vorstellungskraft nach Europa.“ 

Im Strom dieses regelrechten Enthusiasmus schwamm auch der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bekannte und äußerst talentierte Porzellan- und Dekormaler Louis Pierre Malpass. Zumeist wird im Kontext des Japonismus vornehmlich der Einfluss von Werken des ukiyo-e betont, einem Genre der japanischen Malerei und Druckgrafik. Zwar gaben deren andersartige Kompositionen, die Zweidimensionalität der Bildebene oder die abstrakte Herangehensweise an Farbe neue Anstöße für Maler wie Éduard Manet, Edgar Degas, Paul Gauguin oder Vincent van Gogh.

Dabei sind es aber insbesondere auch die dekorativen Künste und das Kunsthandwerk mit hochwertigen und filigran gearbeiteten Töpfer-, Metall- und Lackarbeiten, die einen erheblichen Einfluss auf die europäische Kunstproduktion hatten. Insbesondere Porzellan aus Ostasien war bereits seit dem 16. Jahrhundert hochgeschätzt, sehr gefragt und zierte Paläste, Schlösser und Villen der europäischen Aristokratie. Schon in der chinesischen Han-Dynastie (ca. 200 v. Chr– 200 n. Chr.) war die Technik zur Herstellung von Porzellan bekannt, während Vorläufer und Frühformen der Keramik durch Funde aus der Shang-Zeit (ca. 1600 v. Chr.) belegt sind. Die Überlegenheit der chinesischen und japanischen Produktionen wird deutlich, da europäisches Porzellan erst rund 1800 Jahre nach der Han-Dynastie, am 15. Januar 1708 erfolgreich hergestellt wurde. Aus dieser ersten europäischen Produktion ging sodann die Manufaktur des noch heute bekannten Meißner Porzellans hervor und begann in rasendem Tempo den Vorsprung aufzuholen. Angetrieben durch die Öffnung des japanischen Marktes und einen regelrechten Boom des Japonismus im Europa des 19. Jahrhunderts, begannen auch vermehrt europäische Porzellanmaler in diesem Stil zu arbeiten. Malpass kann als eine herausragende Figur dieser Strömung angesehen werden.

Sie möchten ihre Vase oder Ihre japonesquen Objekte verkaufen? Fragen Sie uns gerne, wir bewerten Ihre Schätze kostenfrei und helfen bei einem sicheren Verkauf.

Der Künstler Louis Pierre Malpass

Wenig ist bekannt über den Franzosen. Sein Atelier lag in der 16 Rue de la Pierre-Levée in Paris, unweit des Platzes der Republik, auf dem 1871 auch schwere Barrikaden der Pariser Kommune aufgebaut waren. Ebenso arbeitete er in der Werkstatt von Paul Blot, dem Nachfolger einer der besten und angesehensten Porzellanmaler aus ganz Paris, Jean-Pierre Feuillet. Die überlieferten Arbeiten des Parisers Malpass sind zumeist auf die 1870er Jahre datiert und entsprechen größtenteils dem damals beliebten japonesquen Stil. 

Typisch für die Arbeiten Malpass‘ ist eine großzügige Vergoldung der Objekte, die in der Regel entweder durch Feuervergoldung mit einem Goldamalgam oder durch die weniger giftige galvanischen Vergoldung bewerkstelligt wird. Teils ist die gesamte großflächige Hintergrundbemalung der Objekte vergoldet. In von diesem Fond ausgesparten Flächen, sogenannte Reserven, finden sich häufig den japanischen Originalen nachempfundene Objekte oder Architekturen, so auch im Oeuvre des Franzosen. Es sind allerdings insbesondere die typischen Darstellungen von Figuren in traditioneller, japanischer Kleidung, die häufig das bestimmende Zentrum der Kompositionen bilden. Die kontrastierenden Leerflächen zwischen den verschiedenen Abbildungen schmückt zumeist das sogenannte Zierat, ein sich plastisch abhebendes, reliefiertes Dekor aus filigranen Vögeln, Ast- und Blattwerk.  Als Mittel zur Rahmung von Darstellungen oder um Basis und Ränder eines Gefäßes als oberen und unteren Abschluss kunstvoll zu verzieren, nutzt Malpass oft ornamentale Ränder-, Linien- oder Bänderdekors. 

In der Sendung „Bares für Rares“ vom 18. Januar 2021 konnte unser Händler David Suppes eine außergewöhnliche und einmalige Vase im Stil des Japonismus von Malpass erwerben.

Dekorative Porzellanmalerei

Für die Dekormalerei auf Porzellan werden üblicherweise spezielle keramische Farben und Edelmetallpräparate wie Gold und Silber von Hand, mit dem Pinsel, der Feder oder mit einem Stempel aufgetragen. Die Pinselhaare bestehen dabei zumeist aus sogenanntem Feehaar, dem grauen Winterfell des russischen Eichhörnchens, dessen Schweif vorzugsweise zur Produktion der Pinsel dient. Da der Herstellungsprozess bei Porzellan in mehreren Schritten abläuft, die jeweils durch einen Brand unterbrochen werden, wird sodann je nach Zeitpunkt der Bemalung zwischen einem Aufglasur-, Interglasur- oder Unterglasurdekor unterschieden. Dabei erscheinen die tatsächlichen Farben des Dekors oft erst nach dem Brand, weshalb die Porzellanmalerei eine besondere Fähigkeit erfordert die finalen Farbtöne vorherzusehen.

Während auf dem Kunstmarkt insbesondere Höchstpreise von Altmeistergemälden oder überteuerte Stars der zeitgenössischen Kunst Schlagzeilen machen, floriert auch der Handel mit Bronzen, Porzellan und andere Plastiken. Dass im Kunsthandwerk in den letzten Jahren Meißen-Arbeiten sechsstellige Spitzenpreise erzielen konnten, zeigt nicht zuletzt, wie gefragt das historische Kunsthandwerk weiterhin ist. Dabei spielen sowohl etablierte private Sammlungen und europäische Museen als auch die Erweiterung des Kaufpublikums in Russland und Asien eine Rolle. Durch diese andauernde Relevanz mit einer Möglichkeit noch weiterer Wertsteigerung und nicht zuletzt durch die kunsthistorische Einmaligkeit des Japonismus als Alleinstellungsmerkmal der Arbeiten aus dieser Zeit, bleiben Porzellanarbeiten weiterhin eine stabile Wertanlage mit vielleicht unterschätztem Potenzial.

Passend zu diesem Artikel: